Welche Gebote sollten Christen halten?

Welche Gebote sollten Christen halten? von Dr. Martin Zahn
Gliederung
  1. Einleitung
  2. Was lehrte Jesus?
  3. Apostelgeschichte
    1. Vision des Petrus
    2. Apostolische Konzil
      1. Was sind die Verbote?
      2. Welche Vorschriften brauchen nicht befolgt zu werden?
      3. Für wen gelten die Bestimmungen?
      4. Was hat es mit der Begründung von Jakobus auf sich?
  4. Briefe von Paulus
    1. Römer
    2. 1. Korinther
    3. 2. Korinther
    4. Galater
    5. Epheser
    6. 1. Timotheus
  5. Weitere Briefe
    1. Hebräer
    2. Jakobus
    3. 1. Johannes
  6. Das Gesetz Mose und die Zehn Gebote
    1. Sind die Zehn Gebote Teil des Gesetzes Mose?
  7. Prophetien im Alten Testament
    1. Jesaja
    2. Jeremia
  8. Schlußfolgerungen und Ergänzungen
    1. Was ist Unzucht?
      1. Ehebruch
      2. Ehescheidung
      3. Sex vor der Ehe
      4. Sex während der Menstruation
      5. Sex unter Männern
      6. Sex mit Verwandten (Inzest)
      7. Sex mit Tieren
    2. Müssen wir den Sabbat halten?
      1. Einführung des Sabbats
      2. Warum gebot Gott die Sabbatruhe?
      3. Verheißungen
      4. Zukunft des Sabbats
      5. Ist das Gebot der Sabbatruhe ewig?
      6. Sonntag als Sabbat?
      7. Schlußfolgerungen
    3. Dürfen wir Schweinefleisch essen?
      1. Welche Tiere sind rein und welche unrein?
    4. Welche finanziellen Verpflichtungen haben wir?
      1. Müssen wir den Zehnten spenden?
      2. Das Prinzip der Erstlinge
      3. Unterstützung der Armen
      4. Unterstützung der Diener Gottes
      5. Grundsätzliches
  9. Schlußbemerkungen
  10. Zusammenfassung
Einleitung

Wenn wir im Neuen Bund leben, dann halten wir keine Gebote oder Gesetzte, um gerecht zu werden; denn allein durch den Glauben an Jesus Christus haben wir die Gerechtigkeit Gottes erhalten (siehe z.B. Röm 3,21‑24). Wir sollten uns niemals dazu verleiten lassen zu denken, daß wir durch unser Tun oder unsere Werke auch nur ein bißchen zu unserer Erlösung oder Gerechtigkeit beitragen könnten.

Sollten wir nun unser Leben so weiterführen wie bisher und weiter sündigen, wenn doch der Glaube genügt? Nein (Röm 6,15), sondern…

…stellt jetzt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligung. (Röm 6,19)

Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird! (Hebr 12,14)

Jesus sagte:

Wer meine Gebote festhält und sie befolgt, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. (Joh 14,21)

Und in seinem ersten Brief schrieb Johannes über Jesus:

3 Und daran erkennen wir, daß wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten. 4 Wer sagt: »Ich habe ihn erkannt«, und hält doch seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in einem solchen ist die Wahrheit nicht; 5 wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollkommen geworden. Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind. 6 Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist. (1Joh 2,3‑6)

Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. (1Joh 5,3)

Wenn wir Jesus kennengelernt, also innige Gemeinschaft mit ihm haben, also in ihm sind, dann folgen wir ihm nach und halten auch seine Gebote (siehe auch Off 14,12).

Aber welche sind die Gebote Jesu? Es sind dir sicherlich Jesu Bergpredigt und viele weitere seiner Lehren aus den vier Evangelien bekannt. Jesus und der Vater sind eins (Joh 10,30); also gibt es keinen Unterschied zwischen den Geboten von Jesus und denen von Gott. Sollten wir also auch die Zehn Gebote und vielleicht noch weitere Mosaische Gesetze halten? Und wenn wir Jesu Gebote halten, leben wir dann nach seinem Willen? Oder spiegeln Gottes Gebote seinen Willen nur teilweise wider?

Ein Psalmist lobte Gott mit folgenden Worten:

Die Summe deines Wortes ist Wahrheit… (Ps 119,160)

Deswegen wollen wir alle wesentlichen Bibelstellen hierzu betrachten, damit wir nicht zu voreiligen Schlußfolgerungen verleitet werden.

Ich lade dich ein, folgendes Gebet mit mir zu beten: „Papa im Himmel, Du ewiger und allmächtiger Gott, ich möchte Dich und Deinen Sohn Jesus Christus näher kennenlernen; offenbare Du Dich mir. Ich öffne Dir mein Herz; schreibe mir Deine Weisungen in mein Herz und offenbare mir Deinen Willen. Heiliger Geist, Du Geist der Wahrheit, bitte lehre mich Gottes Wort richtig zu verstehen und leite mich in die ganze Wahrheit. In Jesu Namen. Amen.“

Im folgenden Abschnitt geht es zunächst darum was Jesus lehrte, anschließend um die Vision des Petrus und das Apostolische Konzil, worüber in der Apostelgeschichte berichtet wird. Wir studieren dann einige Aussagen in den Briefen von Paulus und anderen. Es folgt eine Betrachtung des Mosaischen Gesetzes mit den Zehn Geboten und von Prophetien im Alten Testament.

Anschließend beschäftigen wir uns schlußfolgernd besonders mit den Fragen, (i) was Unzucht ist, (ii) ob wir den Sabbat halten müssen, (iii) ob wir Schweinefleisch essen dürfen und (iv) welche finanziellen Verpflichtungen wir haben und ob wir den Zehnten spenden müssen. Wir schließen mit Schlußbemerkungen und einer kurzen Zusammenfassung.

Die Bibelzitate sind der Übersetzung Schlachter 2000 (SLT) entnommen, wenn nicht anders angegeben. Ansonsten: Elberfelder Bibel (ELB), Einheitsübersetzung 2016 (EÜ), Gute Nachricht Bibel 2018 (GNB), Hoffnung für alle (HFA), Lutherbibel 2017 (LUT), Neue evangelistische Übersetzung (NeÜ), Neue Genfer Übersetzung (NGÜ), Neues Leben Bibel (NLB). Alle Hinweise zum Hebräischen und Griechischen sind vom Bible Hub.

Was lehrte Jesus?

Jesus sagte:

19 So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker… 20 und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe… (Mt 28,19‑20)

Wir sollten also lehren, Jesu Gebote zu halten.

Um die Frage nach der Lehre Jesu zu beantworten, wollen wir zunächst betrachten, was Jesus zum Mosaischen Gesetz sagte:

17 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. 19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. 20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen! (Mt 5,17‑20)

Jesus hat das Mosaische Gesetz nicht aufgelöst oder aufgehoben, sondern erfüllt. Die Schriftgelehrten und Pharisäer werden die Kleinsten genannt werden im Reich der Himmel, weil sie Gebote Gottes um ihrer Überlieferung willen aufgehoben hatten und so lehrten (Mt 15,5‑6; Mk 7,11‑13). Jesus betont, daß derjenige, der die Gebote tut und lehrt groß genannt werden wird im Reich der Himmel, daß also ein Segen auf der Befolgung der Gebote liegt. Müssen wir nun das Mosaische Gesetz halten? Nein, das wäre auch schon deswegen unmöglich, weil die Opferstätte, also der Tempel, in dem geopfert werden mußte, zerstört wurde.

Wie kann unsere Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer übertreffen? Dadurch, daß Jesus stellvertretend für uns das Gesetz erfüllt hat und wir durch sein Blut und den Glauben an sein Erlösungswerk gerecht geworden sind (siehe nachfolgende Ausführungen zu den Briefen).

Unmittelbar folgend auf den soeben zitierten Bibeltext schrieb Matthäus von Jesu Lehre zu den Themen Töten / Zürnen, Ehebruch, Schwören, Vergeltung / Liebe zu den Feinden, Almosengeben, Beten, Vergebung, Fasten, Schätze sammeln, Sorgen und Richten (Mt 5,21 bis Mt 7,6). Mit den Themen Ehebruch und Finanzen beschäftigen wir uns später ausführlich.

Auf die Frage eines reichen Jünglings, wie man das ewige Leben erlangt, antwortete Jesus wie folgt:

17… Willst du aber in das Leben eingehen, so halte die Gebote! 18 Er sagt zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: Das »Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht falsches Zeugnis reden! 19 Ehre deinen Vater und deine Mutter!« und »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« (Mt 19,17‑19; siehe auch Mk 10,17‑19; Lk 18,18‑20)

Interessant ist, daß Jesus hier auf die Nachfrage hin, welche Gebote er halten solle, nicht auf das gesamte Gesetz verweist, sondern nur einige Mosaische Gesetze zitiert.

Jesus betonte wiederholt die herausragende Bedeutung der Nächstenliebe:

12 Alles nun, was ihr wollt, daß die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten. 13 Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. 14 Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden. (Mt 7,12‑14)

36 Meister, welches ist das größte Gebot im Gesetz? 37 Und Jesus sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken«. 38 Das ist das erste und größte Gebot. 39 Und das zweite ist ihm vergleichbar: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. 40 An diesen zwei Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten. (Mt 22,36‑40)

34 Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. 35 Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. (Joh 13,34‑35)

Ein Gebot der Nächstenliebe ist auch Teil des Mosaischen Gesetzes:

Du sollst nicht Rache üben, noch Groll behalten gegen die Kinder deines Volkes, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Ich bin der HERR. (3Mo 19,18)

Das Gebot Jesu geht aber über das alttestamentliche deutlich hinaus; denn wir sollen unseren Nächsten nicht nur lieben wie uns selbst, sondern unsere Glaubensgeschwister so wie Jesus seine Jünger geliebt hat (Joh 13,34).

Wichtig ist auch, daß Jesus nicht die Mosaischen Gebote übertrat; denn sonst wäre er ja nicht ohne Schuld gewesen und hätte nicht als unschuldiges Opfer stellvertretend für uns das Gesetz erfüllen und unsere Schuld auf sich nehmen können (siehe 2Kor 5,21). Aber er und seine Jünger haben sich nicht an einige Lehren der Pharisäer und Schriftgelehrten gehalten, die darüber hinaus gingen:

  • Jesu Jünger streiften am Sabbat Ähren auf einem Kornfeld ab und aßen sie (siehe Mt 12,1; Mk 2,23; Lk 6,1).
  • Jesus heilte am Sabbat (siehe z.B. Mt 12,12‑13).
  • Jesu Jünger wuschen ihre Hände vorm Essen nicht gemäß der Überlieferungen (siehe Mt 15,2; Mk 7,2).

Als Jesus verteidigte, daß seine Jünger ihre Hände vorm Essen nicht so wuschen wie von den Pharisäern erwartet, sagte er unter anderem:

Denn es kommt nicht in sein Herz, sondern in den Bauch und wird auf dem natürlichen Weg, der alle Speisen reinigt, ausgeschieden. (Mk 7,19)

Andere übersetzen hier fälschlicherweise das Ende dieses Verses mit „Damit erklärte er alle Speisen für rein.“ (, ELB, GNB, HFA, LUT). Das griechische Wort „katharízō“ für „reinigen“ steht hier als Partizip und wörtlich müßte man das Ende des Verses übersetzen mit „reinigend all die Speisen“. Dieses bezieht sich auf den Verdauungsvorgang, der zuvor beschrieben wird. Es geht hier also darum, daß wenn man mit dreckigen Händen ißt, die Speisen durch den Verdauungsvorgang vom Dreck gereinigt werden. Durch den Verdauungsvorgang wird aber nicht die geistliche Unreinheit von unreinen Tieren beseitigt. Jesus hat keinesfalls unreine Tiere für rein oder eßbar erklärt. Wenn er das getan hätte, dann hätte er gegen das Gesetz Mose verstoßen und damit gesündigt; denn es verbietet ausdrücklich, etwas vom Gesetz wegzunehmen (5Mo 13,1); außerdem hätten die Pharisäer Jesus mit Sicherheit diesbezüglich angeklagt; aber man konnte ihm nichts vorwerfen (Mk 14,55; Mt 26,59‑60; 1Petr 2,22; Jes 53,9).

Auch antwortete Jesus den Schriftgelehrten und Pharisäern unter anderem:

7 Ihr Heuchler! Treffend hat Jesaja von euch geweissagt, wenn er spricht: 8 »Dieses Volk naht sich zu mir mit seinem Mund und ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir. 9 Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.« (Mt 15,7‑9)

3… Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er und seine Gefährten hungrig waren? 4 Wie er in das Haus Gottes hineinging und die Schaubrote aß, welche weder er noch seine Gefährten essen durften, sondern allein die Priester? 5 Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, daß am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen und doch ohne Schuld sind? 6 Ich sage euch aber: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel! 7 Wenn ihr aber wüßtet, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer«, so hättet ihr nicht die Unschuldigen verurteilt. 8 Denn der Sohn des Menschen ist Herr auch über den Sabbat. (Mt 12,3‑8; siehe auch Mk 2,25‑28; Lk 6,3‑5)

Die Schaubrote waren die Brote, die im Heiligtum auf dem Schaubrottisch gelegen hatten und bereits durch frische Brote ersetzt worden waren (1Sam 21,7). David wurden diese Brote vom Priester auch erst dann ausgehändigt, nachdem er erklärte, daß er und seine Gefolgschaft rein waren (1Sam 21,6). Jesus bezieht sich auf einen Vers in einer prophetischen Schrift:

Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen und nicht am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern. (Hos 6,6)

Jesus betont also, daß Gott sich an der richtigen Herzenshaltung und an der inneren, aufrichtigen Nachfolge erfreut, und zwar viel mehr als an der förmlichen, vordergründigen Einhaltung von Gesetzen.

Was steht in der Apostelgeschichte?

In der Apostelgeschichte gibt es zwei Berichte, die im Hinblick auf unser Thema besonders betrachtet werden sollten: zum einen die Vision des Petrus und zum anderen das Apostolische Konzil.

Die Vision des Petrus

Nach Jesu Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt wurden zunächst seine Jünger mit dem Heiligem Geist erfüllt (Apg 2,4). Einige Zeit danach hatte Petrus folgende Vision:

9 Am folgenden Tag aber, als jene auf dem Weg waren und sich der Stadt näherten, stieg Petrus auf das Dach, um zu beten, etwa um die sechste Stunde. 10 Da wurde er sehr hungrig und wollte essen. Während man aber etwas zubereitete, kam eine Verzückung über ihn. 11 Und er sah den Himmel geöffnet und ein Gefäß zu ihm herabkommen, wie ein großes, leinenes Tuch, das an vier Enden gebunden war und auf die Erde niedergelassen wurde; 12 darin waren all die vierfüßigen Tiere der Erde und die Raubtiere und die kriechenden Tiere und die Vögel des Himmels. 13 Und eine Stimme sprach zu ihm: Steh auf, Petrus, schlachte und iß! 14 Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr! denn ich habe noch nie etwas Gemeines oder Unreines gegessen! 15 Und eine Stimme [sprach] wiederum, zum zweiten Mal, zu ihm: Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein! 16 Dies geschah dreimal, und dann wurde das Gefäß wieder in den Himmel hinaufgezogen. 17 Als aber Petrus bei sich selbst ganz ungewiß war, was das Gesicht bedeuten solle, das er gesehen hatte, siehe, da standen die von Kornelius abgesandten Männer, die das Haus Simons erfragt hatten, am Toreingang; 18 und sie riefen und erkundigten sich, ob Simon mit dem Beinamen Petrus hier zu Gast sei. 19 Während nun Petrus über das Gesicht nachdachte, sprach der Geist zu ihm: Siehe, drei Männer suchen dich! 20 Darum steh auf, steige hinab und ziehe ohne Bedenken mit ihnen, denn ich habe sie gesandt! …
28 Und er sprach zu ihnen: Ihr wißt, daß es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Angehörigen eines anderen Volkes zu verkehren oder sich ihm zu nahen; doch mir hat Gott gezeigt, daß ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll. 29 Darum bin ich auch ohne Widerrede gekommen, als ich hergerufen wurde… (Apg 10,9‑29)

In dieser Vision wurde Petrus zum Essen von unreinen Tieren aufgefordert. Er verstand sie zunächst nicht und dachte darüber nach (Vers 19). Was sie bedeutet, steht in Vers 28, nämlich daß die von Gott gereinigten Heiden nicht mehr unrein sind. Das sind die Gläubigen aus den Nationen (griechisch „éthnos“), häufig auch mit „Heiden“ übersetzt. Genau so hat es Petrus unter der Leitung des Heiligen Geistes verstanden.

Später machten ihm Juden in Jerusalem Vorwürfe, weil er im Hause Unbeschnittener war und sogar mit ihnen gegessen hatte (Apg 11,2‑3). Deshalb berichtete Petrus von dieser Vision und daß er daraufhin zu den Heiden ging, wo der Heilige Geist auf sie fiel (Apg 11,4‑17). Hierdurch ließen sich die Juden überzeugen und pflichteten ihm bei (Apg 11,18).

Petrus sollte niemanden „gemein oder unrein“ nennen (Vers 28) und das sind im Griechischen genau die gleichen Adjektive, mit denen er die Tiere beschrieb (Vers 14; ebenso in Apg 11,8). Die unreinen Tiere stehen für die Heiden. Das mag uns befremdlich vorkommen. Für Juden war es aber gar nicht so sonderbar. Denn sogar Jesus selbst hat eine heidnische Frau als Hund bezeichnet (Mt 15,26; Mk 7,27) und auch in der Offenbarung stehen Hunde für gottlose Menschen (Off 22,15).

Diese Vision mag uns sehr drastisch erscheinen und mancher fragt sich wohl, warum Gott diese dramatische Vision gegeben hat. Der Grund mag darin liegen, daß es für Petrus einen Paradigmenwechsel geben mußte. Denn zuvor glaubte er als gottesfürchtiger Jude, daß es ihm sogar verboten wäre, sich einem Heiden nur zu nahen (Vers 28). Und nun waren Heiden plötzlich seine Glaubensbrüder. Deshalb gerieten alle gläubigen Juden, die mit Petrus gekommen waren, außer sich vor Staunen, als der Heilige Geist über die Heiden ausgegossen wurde (Apg 10,45), sie „entsetzten sich“ (Apg 10,45 LUT) und sie „konnten es nicht fassen“ (Apg 10,45 EÜ).

Warum wurde Petrus sogar zum Essen der unreinen Tiere aufgefordert? Wenn man etwas ißt, dann nimmt man es in sich auf, nichts kommt einem näher als sein Essen. Und so sollte auch Petrus sämtliche Barrieren und Hindernisse und jeglichen Abstand zu den gläubig gewordenen Heiden aufgeben und sich ihnen nahen und mit ihnen den gleichen herzlichen und liebevollen Umgang pflegen, wie mit seinen jüdischen Glaubensbrüdern.

Wenn wir aus dieser Vision schließen würden, daß wir unreine Tiere essen sollten, dann müßten wir davon ausgehen, daß die in der Bibel überlieferte Interpretation nicht vollständig wäre und daß Gott gemäß Vers 15 unreine Tiere gereinigt hätte. Dann hätte Jesus also auch für unreine Tiere sterben müssen oder Gott hätte sie irgendwie reinigen müssen. Hierfür gibt es aber keinerlei Anzeichen in der Bibel.

Den zum Glauben gekommenen Heiden lehrten nun einige, daß man sie nach der Weise Moses beschneiden müsse. Hierauf kam es zu einer starken Auseinandersetzung zwischen ihnen und Paulus und Barnabas, worauf sie mit einigen anderen zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem reisten (Apg 15,1‑2) – zum sogenannten Apostolischen Konzil.

Das Apostolische Konzil

In Jerusalem berichteten sie nun von den Vorkommnissen und einige der Pharisäer, die gläubig geworden waren, forderten, daß sie das Gesetz Moses halten und auch beschnitten werden sollten (Apg 15,5). Die Apostel und die Ältesten versammelten sich zur Beratung und nachdem viele Worte gewechselt worden waren, stand Petrus auf und legte dar, daß das Gesetz Moses ein Joch ist, das weder ihre Väter noch sie tragen konnten (Apg 15,10), und daß die Gläubigen aus den Nationen wie auch sie glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus gerettet zu werden (Apg 15,11). Dann geschah folgendes:

12 Da schwieg die ganze Menge und hörte Barnabas und Paulus zu, die erzählten, wie viele Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte. 13 Nachdem sie aber zu reden aufgehört hatten, ergriff Jakobus das Wort und sagte: Ihr Männer und Brüder, hört mir zu! 14 Simon hat erzählt, wie Gott zuerst sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen. 15 Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: 16 »Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, 17 damit die Übriggebliebenen der Menschen den Herrn suchen, und alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut.« 18 Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt. 19 Darum urteile ich, daß man denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen soll, 20 sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten. 21 Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird.
22 Daraufhin beschlossen die Apostel und die Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte zu erwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen Barsabas und Silas, führende Männer unter den Brüdern. 23 Und sie sandten durch ihre Hand folgendes Schreiben: Die Apostel und die Ältesten und die Brüder entbieten den Brüdern in Antiochia und in Syrien und Cilicien, die aus den Heiden sind, ihren Gruß! 24 Da wir gehört haben, daß etliche, die von uns ausgegangen sind, euch durch Reden verwirrt und eure Seelen unsicher gemacht haben, indem sie sagen, man müsse sich beschneiden lassen und das Gesetz halten, ohne daß wir sie dazu beauftragt hätten, 25 so haben wir, die wir einmütig versammelt waren, beschlossen, Männer zu erwählen und zu euch zu senden mit unseren geliebten Barnabas und Paulus, 26 Männern, die ihr Leben hingegeben haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus. 27 Wir haben deshalb Judas und Silas gesandt, die euch mündlich dasselbe verkündigen sollen. 28 Es hat nämlich dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzuerlegen, außer diesen notwendigen Dingen, 29 daß ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr euch davor bewahrt, so handelt ihr recht. Lebt wohl! (Apg 15,12‑29)

Dieser Beschluß erfolgte von den Aposteln und den Ältesten samt der ganzen Gemeinde in Übereinstimmung (Verse 22+25) und hat auch dem Heiligen Geist gefallen (Vers 28). Das Wort, das hier mit „gefallen“ übersetzt wurde, ist im Griechischen „dokéō“, das bedeutet, daß alle eine übereinstimmende Ansicht bzw. Meinung hatten. Diese Dinge sind also von ganz besonderer Bedeutung!

Interessanter Weise wurden die Zehn Gebote gar nicht erwähnt, aber diese vier Dinge ein weiteres Mal ein paar Kapitel später wiederholt:

Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft, so haben wir [ja] geschrieben und angeordnet, daß sie von alledem nichts zu befolgen haben, sondern sich nur hüten sollen vor dem Götzenopfer und dem Blut und vor Ersticktem und Unzucht. (Apg 21,25)

In den folgenden Unterabschnitten erläutern wir zunächst diese vier Dinge und dann welche Vorschriften dadurch ersetzt wurden. Anschließend stellen wir uns die Frage, ob die Bestimmungen des Apostolischen Konzils auch für uns heutzutage gelten. In dem letzten Unterabschnitt geht es dann um die Begründung, mit der Jakobus seine Rede abschloß (Apg 15,21).

Was sind die Verbote?

Die gläubig gewordenen Heiden sollten sich von diesen vier Dingen enthalten:

1. Verunreinigung durch Götzen bzw. Götzenopfer
2. Blut
3. Ersticktem
4. Unzucht

Betrachten wir diese Dinge im einzelnen:

Erstens sollten sich die Gläubigen nicht durch Götzen verunreinigen, also insbesondere nicht an Götzenopfern teilnehmen.

Zweitens und drittens sollte man kein Blut trinken und nichts Ersticktes essen, also nichts essen, das nicht vollständig ausgeblutet ist. Das Ersticken von Tieren war bei den Heiden eine Art, Tiere vor ihrem Verzehr zu töten. Die Juden hingegen schächten stets die Tiere, so daß sie vollständig ausbluten. Beim Ersticken von Tieren können diese nicht richtig ausbluten und ißt man diese, verzehrt man somit Blut.

Das Verbot, Blut zu essen, findet sich etliche Male im Alten Testament (siehe insbesondere 3Mo 19,26; 5Mo 12,16+23‑25; 5Mo 15,23), erstmalig als Gott zu Noah sprach:

3 Alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Nahrung dienen; wie das grüne Kraut habe ich es euch alles gegeben. 4 Nur dürft ihr das Fleisch nicht essen, während sein Leben, sein Blut, noch in ihm ist! (1Mo 9,3‑4)

Der Grund für diese Vorschrift ist sicherlich, daß im Blut das Leben ist (hebräisch „nephesh“, das auch Seele bedeutet; siehe hierzu auch 3Mo 17,11).

Viertens sollte man keine Unzucht treiben. Was Unzucht ist, werden wir später in einem separaten Abschnitt ausführlich beantworten.

Welche Vorschriften brauchen nicht befolgt zu werden?

Der Auslöser für den Streit war die Beschneidung (Apg 15,1). Bei der Beratung in Jerusalem ging es dann aber um die Forderung:

… Man muß sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten! (Apg 15,5)

Auf das Mosaische Gesetz wird dann in den folgen Versen Bezug genommen und es wird sowohl als „Joch“ (Apg 15,10) als auch als „Last“ (Apg 15,19+28) bezeichnet. In dem Schreiben heißt es dann:

Da wir gehört haben, daß etliche … sagen, man müsse sich beschneiden lassen und das Gesetz halten… (Apg 15,24)

Bei der Wiederholung der vier Bestimmungen einige Kapitel später wird auch wieder auf das Gesetz Mose Bezug genommen (Apg 21,20‑25).

Bei dem Apostolischen Konzil ging es also nicht nur um einzelne Vorschriften wie die Beschneidung, Opfer-, Fest- oder Speisevorschriften, sondern um das gesamte Gesetz Mose, mit dessen Inhalt wir uns in einem separaten Abschnitt später beschäftigen.

Für wen gelten die Bestimmungen?

Der Auslöser für das Apostolische Konzil war, daß Männer von Judäa (Apg 15,1) nach Antiochia (Apg 14,26) kamen und dort die Beschneidung nach der Weise Mose predigten. Bei der Beratung in Jerusalem wurde aber überhaupt nicht auf die Gläubigen in Antiochia Bezug genommen, sondern stets allgemein von den „Heiden“ gesprochen (Apg 15,3+7+12+14+17). Zudem empfahl Jakobus ausdrücklich:

…daß man denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen soll, (Apg 15,19)

Der Brief, der dann nach Antiochia gesandt wurde, wurde auch nicht nur an die Gläubigen in Antiochia adressiert, sondern auch an die Brüder in Syrien und Zilizien (Apg 15,23). Und das waren die umliegenden Landschaften.

Auch in der dritten Bibelstelle, wo die vier Dinge wiederholt wurden, geht es allgemein um…

…die gläubig gewordenen Heiden… (Apg 21,25).

Somit wird deutlich, daß es sich bei den Anweisungen des Apostolischen Konzils um ganz grundsätzliche Dinge handelt, die auch für uns Christen heutzutage gültig sind.

Was hat es mit der Begründung von Jakobus auf sich?

Betrachten wir nun noch den letzten Satz, mit dem Jakobus seine Ausführungen abschloß:

Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird. (Apg 15,21)

Wegen dieser Begründung lehren einige, daß man den gläubig gewordenen Heiden zunächst die vier Dinge und dann Stück für Stück lehren solle, das gesamte Gesetz Mose zu halten. Man beachte aber, daß die anfängliche Uneinigkeit im Hinblick auf die Beschneidung der Anlaß für die Beratungen war (Apg 15,1) und man dann zusammen mit dem Heiligen Geist (Apg 15,28) zu dem einstimmigen (Apg 15,25) Ergebnis kam, ihnen eben gerade nicht die Gebote Moses aufzuerlegen (siehe auch Gal 5,1‑12). Eine solche Lehre steht also im Widerspruch zum Neuen Testament. Außerdem findet sich kein ähnlicher Hinweis in dem Schreiben an die Gläubigen (Apg 15,23‑29) und auch nicht bei der späteren Wiederholung der vier Dinge (Apg 21,25).

Dieser Satz kann stattdessen folgendermaßen verstanden werden: Weil Mose regelmäßig verkündigt wird, also weil in den Synagogen regelmäßig das Gesetz Mose vorgelesen wird, sollte man einerseits für die Gläubigen insofern Klarheit schaffen, daß sie das Gesetz Mose nicht zu halten brauchen, sondern nur die vier Vorschriften. Andererseits, wenn dann beim Lesen der Schriften der Heilige Geist zu einem spricht, das ein oder andere zu tun, dann sollte man natürlich Gottes Stimme gehorchen. Der große Unterschied ist, daß die Apostel nicht bestimmten und wir auch nicht lehren sollten, welche Mosaischen Gebote die anderen halten sollten (außer den vieren), sondern daß man alle Gläubigen der weiteren Leitung durch den Heiligen Geist anbefiehlt.

Was steht in den Briefen?
Römer

Im Brief an die Römer schrieb Paulus in den Kapiteln 3 bis 5 einiges zum Glauben an Jesus und zum Gesetz Mose, insbesondere:

21 Jetzt aber ist außerhalb des Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes offenbar gemacht worden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird, 22 nämlich die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, die zu allen und auf alle [kommt], die glauben. Denn es ist kein Unterschied; 23 denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, 24 so daß sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. 25 Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut, um seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren, 26 als Gott Zurückhaltung übte, um seine Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen, damit er selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist. 27 Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen! Durch welches Gesetz? Das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens! 28 So kommen wir nun zu dem Schluß, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes. (Röm 3,21‑28)

Wir werden also nicht durch das Halten von Gesetzen gerecht, sondern allein durch den Glauben an Jesus und sein Erlösungswerk; siehe auch Röm 10,4‑13, insbesondere:

Denn das Endziel des Gesetzes ist Christus, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit. (Röm 10,4 ELB)

Das griechische Wort „télos“ wurde hier mit „Endziel“ übersetzt. Häufig bedeutet dieses Wort „Ende“, weswegen manche Übersetzungen auch mißverständlich schreiben, Christus sei das Ende des Gesetzes. Das Wort „telos“ bedeutet aber auch „Ziel“; in diesem Sinne wurde es in 1. Timotheus 1,5 benutzt: „Das Ziel der Unterweisung ist Liebe…“ (EÜ). Es bedeutet auch „Zoll“ oder „Steuer“ (so verwendet in Mt 17,25 und Röm 13,7). Das vom Nomen „telos“ abgeleitete Verb „teleó“ bedeutet auch „erfüllen“ (in diesem Sinne verwendet in Lk 22,37, wo es um die Erfüllung von Prophetien geht). – In diesem Vers geht es also darum, daß Christus für uns das Gesetz erfüllt und den Preis für unsere Sünde bezahlt hat.

Paulus schrieb auch folgendes an die Römer:

1 Oder wißt ihr nicht, Brüder – denn ich rede ja mit Gesetzeskundigen –, daß das Gesetz [nur] so lange über den Menschen herrscht, wie er lebt? 2 Denn die verheiratete Frau ist durchs Gesetz an ihren Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie von dem Gesetz des Mannes befreit. 3 So wird sie nun bei Lebzeiten des Mannes eine Ehebrecherin genannt, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird; stirbt aber der Mann, so ist sie vom Gesetz frei, so daß sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird. 4 Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, damit ihr einem anderen zu eigen seid, nämlich dem, der aus den Toten auferweckt worden ist, damit wir Gott Frucht bringen. 5 Denn als wir im Fleisch waren, da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, um dem Tod Frucht zu bringen. 6 Jetzt aber sind wir vom Gesetz frei geworden, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so daß wir im neuen Wesen des Geistes dienen und nicht im alten Wesen des Buchstabens. (Röm 7,1‑6)

Wir müssen uns also nicht an das alte Mosaische Gesetz halten, sondern wir sollen gemäß der Leitung des Heiligen Geistes dienen.

Paulus schrieb weiter:

8 Seid niemand etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn die [Gebote]: »Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen, du sollst nicht begehren« – und welches andere Gebot es noch gibt –, werden zusammengefaßt in diesem Wort, nämlich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses; so ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. (Röm 13,8‑10)

Paulus betonte hier wie auch Jesus zuvor die Wichtigkeit der Nächstenliebe.

Im folgenden Kapitel 14 ist zu lesen:

2 Einer glaubt, alles essen zu dürfen; wer aber schwach ist, der ißt Gemüse. 3 Wer ißt, verachte den nicht, der nicht ißt; und wer nicht ißt, richte den nicht, der ißt; denn Gott hat ihn angenommen. 4 Wer bist du, daß du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden; denn Gott vermag ihn aufrecht zu halten. 5 Dieser hält einen Tag höher als den anderen, jener hält alle Tage gleich; jeder sei seiner Meinung gewiß! 6 Wer auf den Tag achtet, der achtet darauf für den Herrn, und wer nicht auf den Tag achtet, der achtet nicht darauf für den Herrn. Wer ißt, der ißt für den Herrn, denn er dankt Gott; und wer nicht ißt, der enthält sich der Speise für den Herrn und dankt Gott auch. (Röm 14,2‑6)

Hier rief Paulus also zur Toleranz gegenüber den Geschwistern im Glauben auf und dazu, sie nicht zu verachten oder zu richten. Vermutlich antwortete Paulus in diesem Abschnitt auf konkrete Fragen, die an ihn gerichtet wurden oder nimmt Bezug auf bestimmte Probleme, von denen er bei den Römern erfahren hatte.

Die Formulierung „alles essen zu dürfen“ (Vers 2) ist nicht buchstäblich zu verstehen, denn sonst dürfte man ja auch blutiges Fleisch essen. Vermutlich bezog Paulus sich hier auf das Essen von Götzenopferfleisch; hierzu später mehr. Einen weiteren Hinweis darauf, daß das Wort „alles“ (griechisch „pás“) nicht buchstäblich zu verstehen ist, finden wir in dem folgenden Vers:

Gott aber hat das, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigte, daß nämlich der Christus leiden müsse, auf diese Weise erfüllt. (Apg 3,18)

Es haben nicht wirklich „alle“ Propheten verkündigt, daß Christus leiden müsse, zum Beispiel nicht der Prophet Haggai. Auch sagte Jesus einerseits:

2… Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. 3 Alles nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und tut… (Mt 23,2‑3)

Andererseits aber kritisierte Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer scharf und wies darauf hin, daß sie menschliche Überlieferungen lehrten, die Gottes Geboten widersprachen (Mk 7,5‑13). Wenn wir also die Worte „alle“ oder „alles“ lesen, dann ist nur die Gesamtheit der Dinge gemeint, um die es in dem jeweiligen konkreten Zusammenhang geht.

Um welchen Tag es hier ging ist leider unklar (Verse 5‑6). Möglicherweise ging es um einen Feiertag, wie den Tag des Neumonds, den Tag des Hornblasens, den Versöhnungstag oder um einen Tag des Passah-, des Wochen- des Laubhütten-, des Purim- oder des Chanukka-Festes.

Wenige Sätze später schrieb Paulus im Hinblick auf das Essen:

Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, daß nichts an und für sich unrein ist; sondern es ist nur für den unrein, der etwas für unrein hält. (Röm 14,14)

Das griechische Wort „koinós“ wurde hier mit „unrein“ übersetzt. Es ist dasselbe Wort, das auch im Markus-Evangelium verwandt wurde, in dem steht, daß Jesu Jünger mit unreinen, also ungewaschenen Händen aßen (Mk 7,2+5).

Wiederum wenige Verse später fügte Paulus hinzu:

… Es ist zwar alles rein, aber es ist demjenigen schädlich, der es mit Anstoß ißt. (Röm 14,20)

Dieser Vers steht im Zusammenhang mit dem zuvor zitierten. Somit ist hier mit „rein“ das Gegenteil von schmutzig („koinos“) zu verstehen.

Wenn es im Neuen Testament um Unreinheit im Sinne Gottes geht (z.B. bei unreinen Geistern), dann findet man ein ganz anderes griechisches Wort für „unrein“, nämlich „akáthartos“. Paulus ging es also nicht darum, Tiere wie z.B. Schweine als rein zu bezeichnen, die nach dem Mosaischen Gesetz unrein sind. Vermutlich ging es auch hier um das Götzenopferfleisch; dazu gleich mehr im ersten Korintherbrief.

Korinther

Im ersten Brief an die Korinther wies Paulus darauf hin, daß man sich als Christ nicht beschneiden lassen aber Gottes Gebote halten sollte (1Kor 7,18‑19). Später führte er aus:

20 Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne; denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich unter dem Gesetz, damit ich die unter dem Gesetz gewinne; 21 denen, die ohne Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich ohne Gesetz – obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen – damit ich die gewinne, die ohne Gesetz sind. (1Kor 9,20‑21)

Paulus war also nicht (mehr) unter dem Mosaischen Gesetz, sondern unter dem Gesetz Jesu.

Im weiteren Verlauf dieses Briefes schrieb Paulus:

25 Alles, was auf dem Fleischmarkt angeboten wird, das eßt, ohne um des Gewissens willen nachzuforschen; 26 denn »dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt«. 27 Und wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr hingehen wollt, so eßt alles, was euch vorgesetzt wird, und forscht nicht nach um des Gewissens willen. 28 Wenn aber jemand zu euch sagt: Das ist Götzenopferfleisch! – so eßt es nicht, um dessen willen, der den Hinweis gab, und um des Gewissens willen, denn »dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt«. 29 Ich rede aber nicht von deinem eigenen Gewissen, sondern von dem des anderen; denn warum sollte meine Freiheit von dem Gewissen eines anderen gerichtet werden? 30 Und wenn ich es dankbar genieße, warum sollte ich gelästert werden über dem, wofür ich danke? (1Kor 10,25‑30)

Hier geht es wieder um den Verzehr von Götzenopferfleisch; das wird in Vers 28 deutlich. Dieses darf man prinzipiell essen, man sollte aber Rücksicht auf andere nehmen. Das einleitende „Alles“ in Vers 25 muß hier in diesem Zusammenhang gesehen werden, denn sonst hätte man ja auch Ersticktes essen dürfen, was aber gemäß der Anweisungen des Apostolischen Konzils nicht erlaubt war; diese Anweisungen hat Paulus ja auch mitgetragen.

In Vers 28 steht das griechische Wort „eidólothutos“, hier mit Götzenopferfleisch übersetzt. Das ist dasselbe Wort, das bei den Wiederholungen von dem Beschluß des Apostolischen Konzils verwendet wurde (Apg 15,29 und Apg 21,25) und auch in der Offenbarung beim Schreiben an die Gemeinde von Pergamus zu finden ist (Off 2,14). Auf den ersten Blick könnte man meinen, daß sich Paulus über die Anweisung des Apostolischen Konzils hinwegsetzte. Man muß es aber im Zusammenhang betrachten:

Beim Apostolischen Konzil und in der Offenbarung geht es darum, sich nicht durch Götzen oder Götzendienst zu verunreinigen. Es gab den Brauch, Götzenopferfleisch im Rahmen von heidnischen Ritualen am „Tisch der Dämonen“ (1Kor 10,21) zu verzehren. Das ist verboten und dagegen wetterte auch Paulus vehement (1Kor 10,14‑22). Im Anschluß daran führte er dann in seinen oben zitierten Sätzen aus, was hingegen erlaubt ist (1Kor 10,23‑33).

Moslems schlachten auch heute noch rituell und beim Schlachten rufen sie dann den Namen Allah. Solches Fleisch darf von uns Christen gekauft und gegessen werden.

Im zweiten Brief an die Korinther schrieb Paulus:

2 Unser Brief seid ihr selbst, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von jedermann. 3 Es ist ja offenbar, daß ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens. 4 Und eine solche Zuversicht haben wir durch Christus zu Gott; nicht daß wir von uns selber aus tüchtig wären, 5 so daß wir uns etwas anrechnen dürften, als käme es aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit kommt von Gott, 6 der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. (2Kor 3,2‑6)

Paulus nahm hier Bezug auf eine Prophezeiung von Jeremia (Jer 31,33; dazu später mehr) und betonte, daß wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen sollten. In den darauffolgenden Sätzen führte er aus, daß dieser Neue Bund noch viel reicher an Herrlichkeit ist (2Kor 3,7‑11).

Galater

Paulus erklärte:

19 Nun bin ich aber durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, um für Gott zu leben. 20 Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir… (Gal 2,19‑20)

Wir sind also „mit Christus gekreuzigt“ und „dem Gesetz gestorben“, so daß wir „vom Gesetz frei geworden“ sind (Röm 7,6).

10 Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun«. 11 Daß aber durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar; denn »der Gerechte wird aus Glauben leben«. 12 Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: »Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben«. 13 Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«, 14 damit der Segen Abrahams zu den Heiden komme in Christus Jesus, damit wir durch den Glauben den Geist empfingen, der verheißen worden war. (Gal 3,10‑14).

Der „Fluch des Gesetzes“ trifft uns also nicht mehr, sondern wir haben den Segen Abrahams. Gott hat Abraham reichlich gesegnet, und zwar „in allem“ (1Mo 24,1). Also segnet Gott uns aufgrund unseres Glaubens an Jesus auch in allem.

Paulus erläutere weiter:

19 Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen wurde es hinzugefügt, bis der Same käme, dem die Verheißung gilt, und es ist durch Engel übermittelt worden in die Hand eines Mittlers…

24 So ist also das Gesetz unser Lehrmeister [o. Erzieher / Zuchtmeister] geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. 25 Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Lehrmeister; 26 denn ihr alle seid durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus; 27 denn ihr alle, die ihr in Christus hineingetauft seid, ihr habt Christus angezogen. (Gal 3,19‑27)

Hier wurde auf die temporäre Bedeutung des Mosaischen Gesetzes hingewiesen und daß wir durch Glauben gerechtfertigte Söhne Gottes sind.

Im fünften Kapitel schrieb Paulus:

1 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und laßt euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen! 2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden laßt, wird euch Christus nichts nützen. 3 Ich bezeuge nochmals jedem Menschen, der sich beschneiden läßt, daß er verpflichtet ist, das ganze Gesetz zu halten. 4 Ihr seid losgetrennt von Christus, die ihr durchs Gesetz gerecht werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen! 5 Wir aber erwarten im Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit; 6 denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist. (Gal 5,1‑6; siehe auch Gal 6,12‑13)

Paulus warnte hier eindringlich davor, daß man keinesfalls versuchen sollte, durch gesetzliche Handlungen gerecht zu werden. Später schrieb er:

13 Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder; nur macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander durch die Liebe. 14 Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt, in dem: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. (Gal 5,13‑14)

Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen! (Gal 6,2)

Paulus mahnte hier nachdrücklich, seine Freiheit, das Mosaische Gesetz nicht halten zu müssen, nicht zu mißbrauchen. Unsere Freiheit sollte uns insbesondere nicht als Vorwand dienen, unseren fleischlichen sündigen Gelüsten nachzugeben.

Er führte außerdem im Kapitel 5 aus, daß es wichtig ist, sich durch den Heiligen Geist leiten zu lassen, damit dann die Frucht des Geistes gedeihen kann (Gal 5,16‑25).

Epheser

Paulus schrieb über Jesus:

Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt… (Eph 2,15 ELB)

Andere übersetzen auch, daß das Gesetz hinweggetan bzw. abgetan bzw. aufgehoben sei (SLT bzw. LUT bzw. ). Doch das griechische Wort „katargéō“ bedeutet auch „außer Kraft setzen“ oder „inaktiv“ oder „machtlos machen“. Man sollte besser folgendermaßen übersetzen:

hat er das Gesetz mit seinen zahlreichen Geboten und Anordnungen außer Kraft gesetzt… (Eph 2,15 NGÜ)

Jesus hat das Mosaische Gesetz insofern außer Kraft gesetzt, daß wir es nicht zu erfüllen brauchen, um gerecht zu werden.

Timotheus

An Timotheus richtete Paulus die folgenden Worte:

1 Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, 2 durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind, 3 die verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen. 4 Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; 5 denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet. (1Tim 4,1‑5 ELB)

Hier warnte Paulus wieder vor Irrlehre. Die Speisen, um die es hier geht, sind diejenigen, „die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung“ (Vers 3). Schweinefleisch und andere unreine Tiere hat Gott nicht für den menschlichen Verzehr geschaffen, wie wir im folgenden noch sehen werden.

Hebräer

Jesus ist nach der Ordnung Melchisedeks Hohepriester in Ewigkeit geworden (Hebr 6,20). Im siebten Kapitel geht es um das neue Priestertum Jesu und um den Vergleich zum vorherigen levitischen Priestertum des Mosaischen Gesetzes. Der Priester der Christen ist kein Levit, sondern Jesus und in seinem Priestertum gilt ein anderes Gesetz:

11 Wenn nun durch das levitische Priestertum die Vollkommenheit [gekommen] wäre – denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen –, wozu wäre es noch nötig, daß ein anderer Priester nach der Weise Melchisedeks auftritt und nicht nach der Weise Aarons benannt wird? 12 Denn wenn das Priestertum verändert wird, so muß notwendigerweise auch eine Änderung des Gesetzes erfolgen. (Hebr 7,11‑12)

In Hebr 8,10 und Hebr 10,16 finden sich Erklärungen zum neuen Gesetz. Diese stehen im Zusammenhang mit Jeremia 31,33. Dazu später mehr.

Jakobus

Jakobus schrieb:

Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin bleibt, dieser [Mensch], der kein vergeßlicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, er wird glückselig sein in seinem Tun. (Jak 1,25)

Wenige Verse danach nahm Jakobus wiederum Bezug zum Gesetz:

8 Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach dem Schriftwort: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!«, so handelt ihr recht; 9 wenn ihr aber die Person anseht, so begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter verurteilt. 10 Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden. 11 Denn der, welcher gesagt hat: »Du sollst nicht ehebrechen!«, hat auch gesagt: »Du sollst nicht töten!« Wenn du nun zwar nicht die Ehe brichst, aber tötest, so bist du ein Übertreter des Gesetzes geworden. 12 Redet und handelt als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen! 13 Denn das Gericht wird unbarmherzig ergehen über den, der keine Barmherzigkeit geübt hat; die Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht. (Jak 2,8‑13)

Meint Jakobus, daß man das ganze Gesetz Mose halten sollte? Man beachte: (i) Jakobus schrieb vom „Gesetz der Freiheit“. (ii) Jakobus adressierte den Brief „an die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind“ (Jak 1,1). (iii) Jakobus war derjenige (Apg 15,13), der während des Apostolischen Konzils sagte, man solle den Gläubigen aus den Nationen keine Lasten auflegen, sondern ihnen nur schreiben, sich von den vier Dingen zu enthalten.

Johannes

Im ersten Johannesbrief lesen wir:

7 Geliebte, laßt uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. 8 Wer nicht liebt, der hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe…

11 Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, so sind auch wir es schuldig, einander zu lieben. 12 Niemand hat Gott jemals gesehen; wenn wir einander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen geworden. 13 Daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er uns von seinem Geist gegeben hat…

20 Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott«, und haßt doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht? 21 Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll. 1 Jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, der ist aus Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus Ihm geboren ist. 2 Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. 3 Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. (1Joh 4,7 bis 1Joh 5,3)

Hier wird betont, daß es sehr wichtig ist, daß wir unsere Glaubensgeschwister lieben und Gottes Gebote halten, die bemerkenswerterweise als „nicht schwer“ bezeichnet werden. Die Mosaischen Gebote waren aber ein so schweres Joch, das kein Mensch außer Jesus tragen konnte (Apg 15,10).

Das Gesetz Mose und die Zehn Gebote

In den fünf Büchern Mose ist das Mosaische Gesetz aufgeschrieben. Wir wollen hier nicht die vielen hundert Bestimmungen zitieren, sondern uns lediglich mit den Zehn Geboten beschäftigen. Diese haben eine besondere Bedeutung. Sie sind die einzigen Gebote, die Gott selbst mit seinem Finger in Steintafeln geschrieben hat (2Mo 31,18; 5Mo 5,22; 5Mo 9,10). Auch sind es die einzigen Gebote, die in der Bundeslade aufbewahrt wurden, in der sich sonst nur noch sehr wenige Dinge befanden, nämlich der goldene Krug mit dem Himmelsbrot (also dem Manna aus der Wüste) und der Stab Aarons, der gegrünt hatte (Hebr 9,4). Die Stiftshütte mit der Bundeslade waren Abbilder und Schatten der himmlischen Dinge (Hebr 8,5).

Betrachten wir die Zehn Gebote im einzelnen:

2. Mose 20,3‑17 5. Mose 5,7‑21
1 Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!
2 Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern, unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die mich hassen, der aber Gnade erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
3 Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen! Denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.
4 Gedenke an den Sabbattag und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und geheiligt. Halte den Sabbattag und heilige ihn, wie es dir der HERR, dein Gott, geboten hat! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Rind, noch dein Esel, noch all dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore ist, damit dein Knecht und deine Magd ruhen wie du. Denn du sollst bedenken, daß du auch ein Knecht gewesen bist im Land Ägypten, und daß der HERR, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgestrecktem Arm. Darum hat dir der HERR, dein Gott, geboten, daß du den Sabbattag halten sollst.
5 Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, damit du lange lebst in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt! Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, wie es dir der HERR, dein Gott, geboten hat, damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt!
6 Du sollst nicht töten! [Das hebräische Wort „ratsach“ meint das Morden, d.h. ungesetzliches Töten.]
7 Du sollst nicht ehebrechen!
8 Du sollst nicht stehlen!
9 Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!
10 Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgendetwas, das dein Nächster hat! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten; und du sollst dich nicht gelüsten lassen nach dem Haus deines Nächsten, noch nach seinem Acker, noch nach seinem Knecht, noch nach seiner Magd, noch nach seinem Rind, noch nach seinem Esel, noch nach allem, was dein Nächster hat!

Bei Verstoß gegen die Gebote 1 bis 4 sowie 6 und 7 drohte sogar die Todesstrafe (zum 1. und 2. Gebot siehe 5Mo 13,2‑16; 5Mo 17,2‑5; zum 3. Gebot: 3Mo 24,11‑14; zum 4. Gebot: 2Mo 31,14; 2Mo 35,2; 4Mo 15,32‑36; zum 6. Gebot: 2Mo 21,12; 3Mo 24,11; 4Mo 35,30; zum 7. Gebot: 3Mo 20,10; 5Mo 22,22). Ebenso sollte im Hinblick auf das 5. Gebot getötet werden, wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt (2Mo 21,15) oder ihnen flucht (2Mo 21,17).

Die Gebote 1 bis 3 befolgt man, wenn man Gott liebt. Die Gebote 5 bis 10 ergeben sich aus dem Gebot der Nächstenliebe; das 7. Gebot außerdem daraus, daß die Apostel forderten, daß man sich von Unzucht enthalten solle. Mit der Frage, ob wir auch das 4. Gebot, also den Sabbat halten müssen, beschäftigen wir uns in einem späteren Abschnitt ausführlich.

Jesus antwortete auf die Frage nach dem größten Gebot:

37 Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. 38 Das ist das erste und größte Gebot. 39 Und das zweite ist ihm vergleichbar: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. 40 An diesen zwei Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten. (Mt 22,37‑40; siehe auch Mk 12,28‑31)

Diese zwei Gebote sind keine der Zehn Gebote, obwohl sie eine so zentrale Bedeutung haben. Die Zehn Gebote sind also nicht die wichtigsten Gebote. Warum hat Gott nicht diese beiden den Zehn Geboten hinzugefügt, sondern andere Gebote ausgewählt und sie als die Zehn Gebote auf die Steintafeln geschrieben? Die Israeliten hatten ein Problem mit Götzendienst. Mose war 40 Tage auf dem Berg Sinai und empfing insbesondere die Anweisungen für die Stiftshütte und die Tafeln mit den Zehn Geboten (2Mo 24,16 bis 2Mo 31,18). Währenddessen machten sich die Israeliten ein goldenes Kalb als Götzen (2Mo 32,1‑4). Und noch während der 40 Jahre in der Wüste haben sie selbstgemachte Götzenbilder mitgeführt (Am 5,25‑26; Apg 7,42‑43). Das erklärt vielleicht, daß es in den ersten beiden der Zehn Gebote um das Verbot von Götzendienst geht. Wie wir später sehen werden, hat Mose den Sabbat als arbeitsfreien Ruhetag eingeführt. Es ist denkbar, daß das Sabbatgebot deswegen Teil der Zehn Gebote wurde und Gott es so ausführlich erklärt hat, um den Israeliten besonders deutlich zu machen, inwiefern sie ihr Verhalten ändern sollten.

Sind die Zehn Gebote Teil des Gesetzes Mose?

Beim Apostolischen Konzil wurde erklärt, daß man das Gesetz Mose nicht halten muß, sondern stattdessen die vier Verbote beachten soll. Falls die Zehn Gebote nicht zum Gesetz Mose gehören sollten, dann wäre das Apostolische Konzil im Hinblick darauf nicht relevant. Deswegen beantworten wie diese Frage jetzt ausführlich.

(1) Einleitend steht unmittelbar vor dem erstmaligen Zitieren der Zehn Gebote:

Und Gott redete alle diese Worte und sprach: (2Mo 20,1)

Dann sprach Gott die Zehn Gebote sowie etliche weitere Verordnungen und Bestimmungen (2Mo 20,3 bis 2Mo 23,33). Und dann steht dazu geschrieben:

Da schrieb Mose alle Worte des HERRN nieder… (2Mo 24,4)

Das was Mose aufschrieb waren also die Zehn Gebote und weitere Anordnungen. Drei Verse danach wird diese Niederschrift von Mose als das „Buch des Bundes“ bezeichnet (2Mo 24,7). Die Zehn Gebote sind also Teil des Mosaischen Bundes und damit Teil des Mosaischen Gesetzes.

(2) Einige Kapitel später lesen wir:

Und als er [der HERR] mit Mose auf dem Berg Sinai zu Ende geredet hatte, gab er ihm die beiden Tafeln des Zeugnisses, Tafeln aus Stein, beschrieben mit dem Finger Gottes. (2Mo 31,18)

Was ist das Zeugnis? Das hebräische Wort „eduth” wird manchmal mit „Zeugnis“ (SLT, ELB), „Bundeszeugnis“ (EÜ), „Bundesgesetz“ (GNB) oder „Gesetz“ (LUT) übersetzt. Was hatte Gott auf die steinernen Tafeln des Zeugnisses geschrieben? Im fünften Buch Mose steht folgendes, und zwar unmittelbar nach der Wiederholung der Zehn Gebote:

Diese Worte redete der HERR zu eurer ganzen Gemeinde auf dem Berg, mitten aus dem Feuer, dem Gewölk und der Dunkelheit, mit gewaltiger Stimme, und er fügte nichts hinzu. Und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln und gab sie mir. (5Mo 5,22)

Auf die beiden Tafeln aus Stein hatte Gott die Zehn Gebote geschrieben. Diese sind also das Zeugnis, das Mose in die Bundeslade legte (2Mo 40,20).

Nebenbei bemerkt sei, daß auch Steine ein Zeuge oder ein Zeugnis des Bundes zwischen Jakob und seinem Schwiegervater Laban sein sollten (1Mo 31,44-52). Aus anderen Gründen wurden auch noch weitere Gedenksteine aufgerichtet (1Mo 28,10‑18; 1Mo 35,10‑15; 2Mo 24,4; 5Mo 27,2‑4; Jos 4).

Laßt uns nun betrachten, was David zu seinem Sohn Salomo sagte:

Und befolge die Anordnungen des HERRN, deines Gottes, daß du in seinen Wegen wandelst, seine Satzungen, seine Gebote, seine Rechte und seine Zeugnisse hältst, wie es im Gesetz Moses geschrieben steht… (1Kön 2,3)

Die Zeugnisse (hebräisch „eduth”), also die Zehn Gebote, waren also im Gesetz Mose aufgeschrieben. Sie gehören also zum Mosaischen Gesetz.

(3) Während der Königsherrschaft von Josia fand der Priester Hilkija das „Buch des Gesetzes des HERRN, das durch Mose [gegeben worden war]“ (2Chr 34,14). Dieses Buch wurde hier auch „Gesetz Mose“ (2Kön 23,25) und „Buch des Bundes“ genannt (2Kön 23,2+21; 2Chr 34,30). Es enthielt Gottes „Gebote, seine Zeugnisse und seine Satzungen“ (2Kön 23,3; 2Chr 34,31). – Auch hier werden wieder die Zeugnisse (hebräisch „eduth”), also die Zehn Gebote explizit als Teil des Gesetzes Mose genannt.

(4) Im Buch des Propheten Maleachi steht geschrieben:

Gedenkt an das Gesetz Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb für ganz Israel befohlen habe, an die Satzungen und Rechte! (Mal 3,22)

Das, was Gott Mose auf dem Berg Horeb befohlen hatte, war das Gesetz Mose, insbesondere die Zehn Gebote (5Mo 5,2‑21). Der Berg Horeb wurde im zweiten Buch Mose auch Sinai genannt.

(5) Im fünften Buch Mose steht über den HERRN geschrieben:

Und er verkündigte euch seinen Bund, den er euch zu halten gebot, nämlich die zehn Worte; und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln. (5Mo 4,13)

Die Zehn Gebote werden hier als der Mosaische Bund bezeichnet, sie müssen also folglich ein wichtiger Teil davon sein.

(6) Salomo sagte, daß in der Bundeslade der Bund sei, den Gott mit den Vätern gemacht hat, als er sie aus Ägypten herausführte (1Kön 8,21). In der Bundeslade waren die Zeugnisse, also die Zehn Gebote, die hier wiederum als der Bund Mose benannt werden.

(7) Im Hebräerbrief werden die beiden Gesetzestafeln in der Bundeslade „Tafeln des Bundes“ genannt (Hebr 9,4). Die Zehn Gebote stehen also für den Bund Mose, der am Berg Sinai geschlossen wurde (2Mo 24,3‑8), also den Alten Bund, wohingegen wir heute im Neuen Bund leben.

(8) Die Juden nennen die fünf Bücher Mose auch Torah oder Gesetz. Im Neuen Testament werden sie Gesetz Mose genannt, um sie von den anderen Alttestamentlichen Schriften wie den Propheten und Psalmen zu unterscheiden (Lk 24,44; Joh 1,45; Apg 28,23).

Jeder dieser acht Punkte zeigt, daß immer wenn in der Bibel vom Gesetz Mose zu lesen ist, daß dann stets auch die Zehn Gebote inbegriffen sind.

Prophetien im Alten Testament

In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns mit Prophetien im Zusammenhang mit dem Gesetz.

Jesaja

Jesaja prophezeite über das noch immer zukünftige Gericht:

16 Denn mit Feuer und mit seinem Schwert wird der HERR alles Fleisch richten; und die vom HERRN Erschlagenen werden eine große Menge sein. 17 Die sich heiligen und reinigen für die [Götzen-]Gärten, und einer anderen nachlaufen, inmitten derer, welche Schweinefleisch, Mäuse und andere Greuel essen – alle zusammen sollen sie weggerafft werden!, spricht der HERR. (Jes 66,16‑17)

Der Verzehr von Schweinen und anderen unreinen Speisen ist in Gottes Augen in Zukunft ein Greuel, also etwas abscheuliches.

Jeremia

Jeremia prophezeit über den Neuen Bund, in dem wir leben:

31 Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; 32 nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloß an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der HERR. 33 Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein; 34 und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: »Erkenne den HERRN!« Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der HERR; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken! (Jer 31,31‑34)

Hier wurde über den Neuen Bund mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda prophezeit. Wir Christen gehören durch unseren Glauben auch zu dem Haus Israel bzw. Juda, wir sind also somit in gewisser Weise auch Juden (Röm 11,11‑24).

Das hebräische Wort „torah“ wurde mit „Gesetz“ übersetzt; man kann es aber auch mit „Weisung“, „Anweisung“, „Anordnung“, „Vorschrift“ und „Gebot“ übersetzen. Hier geht es also um all diese Dinge, die Gott in unser Innerstes legen und auf unsere Herzen schreiben will.

Auf diese Prophetie wurde im Korintherbrief (2Kor 3,3) Bezug genommen und sie wurde im Brief an die Hebräer zitiert (Hebr 8,10; Hebr 10,16).

Schlußfolgerungen und Ergänzungen

Das Mosaische Gesetz als solches muß nicht befolgt werden, sofern es über das hinausgeht, was die Apostel und der Heilige Geist statt dessen gefordert haben, nämlich…

daß ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht… (Apg 15,29)

Ist somit alles andere erlaubt, wie z.B. morden und stehlen? Man erinnere sich, daß es beim Apostolischen Konzil um das Mosaische Gesetz ging. Es ging um die Frage, welche Gebote vom Mosaischen Gesetz gehalten werden müssen. Es handelt sich selbstverständlich nicht um eine umfassende Lehre, wie man gemäß dem Willen Gottes lebt.

Gott gab den Menschen schon lange vor Mose Gebote. Gott sagte:

weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und meine Rechte, meine Gebote, meine Satzungen und meine Gesetze gehalten hat! (1Mo 26,5)

Einerseits sind sicher nicht alle diese Gebote, Satzungen und Gesetze Gottes im ersten Buch Mose aufgeschrieben. Andererseits müssen wir auch nicht alle Gebote halten, die schon vor Mose galten; denn sonst müßten wir uns auch beschneiden lassen, weil es das Gebot der Beschneidung bereits seit Abraham gibt.

Also welche Gebote sollten wir nun halten?

Wir leben heute im Neuen Bund und wie Jeremia prophezeite will Gott uns seine Anweisungen in unser Innerstes legen und sie auf unser Herz schreiben (Jer 31,33). Gott möchte, daß wir ihn lieben, ihn suchen und daß wir uns für ihn öffnen, so daß er uns seinen Willen in unser Herz hineinlegen kann.

Jeremia prophezeite über den Neuen Bund auch folgendes:

und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: »Erkenne den HERRN!« Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der HERR… (Jer 31,34)

Wie lernen wir Gott näher kennen? Dadurch, daß er sich uns offenbart, insbesondere im Gebet und in seinem geschriebenen Wort, also der Bibel. Beim Studium der vier Evangelien können wir uns einige Gebote Jesu auf unser Herz schreiben lassen. Die Briefe enthalten viel Weisheit und etliche hilfreiche Erklärungen. Paulus schrieb an Timotheus:

14 Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewißheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast, 15 und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. 16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17 damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. (2Tim 3,14‑17)

Die Schriften, von denen Paulus hier schrieb, sind das Alte Testament. Das Alte Testament hat also auch schon die Kraft, uns im Hinblick auf unseren Neuen Bund weise zu machen. Wir sollten also auch diese Schriften studieren, damit wir nicht nur teilweise, sondern ganz und vollständig zubereitet werden im Sinne Jesu Christi.

Ich möchte euch einladen, im folgenden ein paar weitere Schriftstellen aus dem Alten und dem Neuen Testament zu studieren, um Gott näher kennenzulernen und die folgenden Fragen zu beantworten, über die Uneinigkeit in der heutigen Christenheit besteht:

  1. Was ist Unzucht?
  2. Müssen wir den Sabbat halten?
  3. Dürfen wir Schweinefleisch essen?
  4. Welche finanziellen Verpflichtungen haben wir?
Was ist Unzucht?

Im Abschnitt zum Apostolischen Konzil haben wir gesehen, daß wir keine Unzucht treiben sollten. Was ist nun aber Unzucht? Das griechische Wort für Unzucht „porneía“ ist verwandt mit dem Wort für Prostitution; es bezeichnet aber nicht nur Prostitution, sondern jegliche Art sexueller Unmoral (1Kor 5,1). Dieser Sprachgebrauch entspricht dem des Alten Testaments. Dort steht das hebräische Verb „zanah“ dafür, Hurerei oder außerehelichen Geschlechtsverkehr, also Unzucht zu treiben (5Mo 22,21). Von diesem Verb abgeleitet sind das maskuline Nomen „zenunim“ und das feminine „zenuth“ für Hurerei bzw. Unzucht. Und davor wird ausdrücklich gewarnt:

11 Hurerei, Wein und Most rauben den Verstand. 12 Mein Volk befragt sein Holz, und sein Stab wahrsagt ihm; denn der Geist der Hurerei hat sie verführt, daß sie ihrem Gott durch Hurerei untreu geworden sind. (Hos 4,11‑12)

Ihre Taten verhindern, daß sie umkehren zu ihrem Gott. Denn ein Geist der Unzucht steckt in ihnen, sodaß sie den HERRN nicht erkennen. (Hos 5,4 EÜ)

Der Geist der Unzucht behindert also Gotteserkenntnis sowie Buße und kann sogar den Verstand rauben.

Was ist nun Unzucht oder was ist sexuell unmoralisch? Man bedenke, daß die Apostel das Mosaische Gesetz sehr gut kannten und somit eine ganz konkrete Definition von Unzucht vor Augen hatten, nämlich die des Alten Testaments. Sie meinten also, in diesem Sinne keine Unzucht zu begehen.

In den folgenden Unterabschnitten beschäftigen wir uns konkret mit den Themen Ehebruch, Ehescheidung, Sex vor der Ehe, Sex während der Menstruation, Homosexualität, Sex mit Verwandten (Inzest) und Sex mit Tieren.

Ehebruch

Jesus sagte:

27 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen!« 28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. (Mt 5,27‑28)

Das Verb „begehren“ (griechisch „epithyméō“) ist das Gleiche, das im Zusammenhang mit den Zehn Geboten verwendet wurde (Röm 13,9; Röm 7,7). Jesus legte hier die Zehn Gebote insofern aus, daß wenn man gegen das zehnte Gebot verstößt und die Frau seines Nächsten begehrt, man auch gegen das siebte Gebot verstößt.

Eine Frau schön oder attraktiv zu finden, ist keine Sünde. Es geht hier um ein leidenschaftliches Verlangen, also sich danach zu sehnen, Sex mit ihr zu haben. Sünde ist also nicht nur die Tat selbst, sondern bereits das Vorhaben.

Ehescheidung

Jesus sagte weiterhin:

8… Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, eures Herzens Härte wegen; von Anfang an aber ist’s nicht so gewesen. 9 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Unzucht, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe. (Mt 19,8‑9 LUT; siehe auch Mt 5,31‑32)

11… Wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, der bricht die Ehe ihr gegenüber. 12 Und wenn eine Frau ihren Mann entläßt und sich mit einem anderen verheiratet, so bricht sie die Ehe. (Mk 10,11‑12)

Jesus bezeichnete auch die nach dem Mosaischen Gesetz tolerierte Ehescheidung als Ehebruch. Jesus hielt die Menschen an, ihr Handeln nach dem auszurichten, was Gott gefällt. Schon im Alten Testament steht geschrieben:

15… So hütet euch denn in eurem Geist, und niemand werde der Frau seiner Jugend untreu! 16 Denn ich hasse die Ehescheidung, spricht der HERR, der Gott Israels, und daß man sein Gewand mit Frevel bedeckt, spricht der HERR der Heerscharen; darum hütet euch in eurem Geist und werdet nicht untreu! (Mal 2,15‑16)

Sex vor der Ehe

Wenn ein Mann eine Jungfrau verführt, die noch nicht verlobt ist, und er liegt bei ihr, so muß er sie sich durch Bezahlung des Brautpreises zur Ehefrau nehmen… (2Mo 22,15)

20 Wenn… die Zeichen der Jungfräulichkeit… nicht gefunden worden sind, 21 so soll man die junge Frau… zu Tode steinigen, weil sie eine Schandtat in Israel begangen hat, indem sie Unzucht trieb… (5Mo 22,20‑21)

Sex während der Menstruation

Ein Mann, der mit einer Frau während ihrer Regel schläft und ihre Scham entblößt, hat ihre Blutquelle aufgedeckt und sie hat ihre Blutquelle entblößt; daher sollen beide aus ihrem Volk ausgemerzt werden. (3Mo 20,18 EÜ; siehe auch 3Mo 18,19)

Homosexualität

Wenn ein Mann bei einem Mann liegt, als würde er bei einer Frau liegen, so haben sie beide einen Greuel begangen, und sie sollen unbedingt getötet werden; ihr Blut sei auf ihnen! (3Mo 20,13; siehe auch 3Mo 18,22)

Das griechisch Wort „arsenokoítēs“, das Sex unter Männern beschreibt, wurde von Paulus an den beiden folgenden Stellen verwandt:

9 Oder wißt ihr nicht, daß Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Weichlinge noch mit Männern Schlafende 10 noch Diebe noch Habsüchtige noch Trunkenbolde noch Lästerer noch Räuber werden das Reich Gottes erben. (1Kor 6,9‑10 ELB)

8 Wir wissen aber, daß das Gesetz gut ist, wenn jemand es gesetzgemäß gebraucht, 9 indem er dies weiß, daß für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Widerspenstige, für Gottlose und Sünder, für Heillose und Unheilige, Vatermörder und Muttermörder, Mörder, 10 Unzüchtige, mit Männern Schlafende, Menschenhändler, Lügner, Meineidige, und wenn etwas anderes der gesunden Lehre entgegensteht, 11 nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut worden ist. (1Tim 1,8‑11 ELB)

Im Römerbrief beschrieb Paulus, daß man Gott weder geehrt noch ihm gedankt hat, sondern stattdessen Götzendienst trieb (Röm 1,21‑23). Und das hatte die folgenden Konsequenzen:

24 Darum hat sie Gott auch dahingegeben in die Begierden ihrer Herzen, zur Unreinheit, so daß sie ihre eigenen Leiber untereinander entehren, 25 sie, welche die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschten und dem Geschöpf Ehre und Gottesdienst erwiesen anstatt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen! 26 Darum hat sie Gott auch dahingegeben in entehrende Leidenschaften; denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; 27 gleicherweise haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind gegeneinander entbrannt in ihrer Begierde und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den verdienten Lohn ihrer Verirrung an sich selbst empfangen. (Röm 1,24‑27)

Der Vers 24 bezieht sich auf Männer, um deren Frauen es dann in Vers 26 geht. Dieser Vers 26 ist in der Bibel der einzige zum Thema Sex unter Frauen. Homosexualität wird hier als Folge von Sünde beschrieben.

Nach den obigen Ausführungen ist offensichtlich, daß Sex unter Männern Unzucht und damit Sünde ist. Wie ist es aber mit Sex unter Frauen? Ist ein widernatürliches Verhalten immer Sünde?

Paulus schrieb auch:

Lehrt euch nicht auch die Natur selbst, daß, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Schande für ihn ist, (1Kor 11,14 ELB)

Langes Haar ist für Männer demnach eine widernatürliche Schande, obwohl in ganz Israel kein Mann wegen seiner Schönheit so berühmt war wie Absalom, der sehr langes Haar trug (2Sam 14,25‑26); sein Haar war sogar so lang, daß er damit an einem Baum hängenblieb und dann in der Luft schwebte (2Sam 18,9).

Gottes Schöpfungsordnung entspricht dem, daß ein Mann seine Eltern verläßt, mit seiner Frau zusammenlebt, sie beide Sex miteinander haben (1Mo 2,24) und Kinder bekommen (1Mo 1,22+28; 1Mo 9,1+7). Es ist also natürlich zu heiraten, und dennoch stellte Paulus als positiv und sogar nachahmenswert heraus, daß er selbst leidig war (1Kor 7,7‑9).

Gott hat Männern und Frauen nicht immer das Gleiche geboten; so mußten nur die Männer dreimal im Jahr anläßlich der höchsten Feste zum Tempel nach Jerusalem reisen (2Mo 23,17; 2Mo 34,23; 5Mo 16,16). Auch andere Gebote unterschieden sich je nach Geschlecht (2Mo 13,12‑13+15; 2Mo 22,28; 3Mo 12,2‑5; 3Mo 27,3‑7). Deswegen kann man nicht schließen, daß ein für Männer sündiges Verhalten automatisch auch für Frauen sündig ist.

Man sollte sein Verhalten daran ausrichten, was Gott gefällt und danach streben, ihm wohlgefällig zu leben.

Sex mit Verwandten (Inzest)

Niemand soll sich irgendeiner seiner Blutsverwandten nahen, um ihre Scham zu entblößen; ich bin der HERR! (3Mo 18,6; siehe auch 3Mo 18,7‑18; 3Mo 20,11‑17+19‑21; 5Mo 27,22‑23)

Sex mit Tieren

Jeder, der bei einem Vieh liegt, soll unbedingt sterben. (2Mo 22,18; siehe auch 3Mo 18,23; 3Mo 20,15‑16; 5Mo 27,21)

Müssen wir den Sabbat halten?

Zunächst beschäftigen wir uns mit der Einführung des Sabbats als Ruhetag und warum Gott gebot, ihn zu halten und welche Verheißungen damit verbunden sind. Es folgen dann Bibelstellen zur Zukunft des Sabbats sowie zur Frage, ob das Gebot der Sabbatruhe ewig ist. Anschließend fragen wir, ob wir den Sonntag als Sabbat heiligen oder feiern können, bevor wir diesen Abschnitt mit einer kurzen Schlußfolgerung abschließen.

Einführung des Sabbats

Die Bibel berichtet über den allerersten Ruhetag:

2 Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von seinem ganzen Werk, das er gemacht hatte. 3 Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von seinem ganzen Werk, das Gott schuf, als er es machte. (1Mo 2,2‑3)

Nach seinem sechs Tage dauernden Schöpfungswerk ruhte Gott am siebten Tag und machte ihn dadurch zu etwas Besonderem; hierdurch heiligte er ihn.

Erstmalig kommt das Wort „Sabbat“ im sechzehnten Kapitel vom zweiten Buch Mose vor; dort lesen wir:

Seht, der HERR hat euch den Sabbat gegeben; darum gibt er euch am sechsten Tag für zwei Tage Brot; so soll nun jeder an seiner Stelle bleiben, und niemand soll am siebten Tag seinen Platz verlassen! (2Mo 16,29)

Gott sprach folgendes zu dem Propheten Hesekiel:

10 So führte ich sie denn aus dem Land Ägypten heraus und brachte sie in die Wüste, 11 und ich gab ihnen meine Satzungen und verkündete ihnen meine Rechtsbestimmungen, durch die der Mensch lebt, wenn er sie tut. 12 Ich gab ihnen auch meine Sabbate, die ein Zeichen sein sollten zwischen mir und ihnen, damit sie erkennen sollten, daß ich, der HERR, es bin, der sie heiligt. (Hes 20,10‑12)

Gott führte die Israeliten aus Ägypten und gab ihnen das Gesetz Mose (Vers 11). Und genau diesen gab Gott auch die Sabbate, also denjenigen, die er aus Ägypten herausgeführt hatte (Vers 12). Zuvor gab es die Sabbate also nicht, denn wenn es sie schon vorher gegeben hätte, dann hätte Gott sie ihnen ja nicht mehr geben können.

Das Buch Jaschar[1] Das Buch Jaschar ist ein apokryphisches Geschichtsbuch. Das hebräische Adjektiv „jaschar“ bedeutet gerade, geradeaus, aufrecht, aufrichtig, redlich oder auch rechtschaffend. Auf das Buch Jaschar wird in der Bibel zweimal verwiesen, und zwar in Josua 10,13 und in 2. Samuel 1,18. (Das Buch ist erhältlich bei worldwidewings.de) berichtet ausführlich von der Einführung des Sabbats als Ruhetag während der Sklaverei in Ägypten:

41 Und es kam der Tag, an dem Mose nach Goschen ging, um seine Brüder zu sehen, als er die Kinder von Israel unter ihren Bürden und bei ihrer harten Arbeit sah, und Mose war wegen ihnen betrübt. 42 Und Mose kehrte nach Ägypten zurück und kam zum Haus von Pharao, und kam vor den König, und Mose verneigte sich vor dem König. 43 Und Mose sagte zu Pharao: Ich bitte dich, mein Herr, ich bin mit einem kleinen Gesuch zu dir gekommen, sende mein Gesicht nicht leer fort, und Pharao sagte zu ihm: Sprich. 44 Und Mose sagte zu Pharao: Laß deinen Dienern, den Kindern von Israel, die in Goschen sind, einen Tag der Ruhe von ihrer Arbeit geben. 45 Und der König antwortete Mose und sagte: Siehe, ich habe dein Gesicht aufgerichtet in dieser Angelegenheit, indem ich dir dein Gesuch gewähre. 46 Und Pharao ordnete die Verkündung einer Proklamation in ganz Ägypten und Goschen an, die besagte: 47 An euch, alle ihr Kinder von Israel; so spricht der König: An sechs Tagen sollt ihr eure Arbeit tun, aber am siebten Tag sollt ihr ausruhen, und sollt keinerlei Arbeit tun, so sollt ihr es alle Tage tun, wie es der König und Mose, der Sohn von Bathia, befohlen haben. (Jaschar 70,41‑47; Übersetzung Holger Grimme, MUV Wallenfels)

Zuvor hatte der Pharao die Israeliten mit Hilfe einer List versklavt (Jaschar 65, 9‑13+19‑30): Die Israeliten arbeiteten zunächst freiwillig gegen Bezahlung zusammen mit den Ägyptern. Dann zogen sich alle Ägypter nach und nach von der Arbeit zurück. Später wurde den Israeliten auch kein Lohn mehr gezahlt und sie wurden mit Gewalt gezwungen, ihre Arbeit fortzusetzen. Die Leviten arbeiteten aber im Gegensatz zu den anderen Stämmen von Anfang an überhaupt nicht für die Ägypter und wurden später auch nicht dazu gezwungen (Jaschar 65,20+32‑34). Somit ist anzunehmen, daß die Israeliten zunächst auch freiwillig ohne Ruhetag gearbeitet haben; denn anzunehmen, daß sie erst durch Gewalt dazu gezwungen wurden, wäre insbesondere deswegen abwegig, weil die Ägypter die Leviten überhaupt nicht zur Arbeit gezwungen haben.

Es gibt keinen Hinweis in der Bibel auf ein Arbeitsverbot vor Moses Zeiten. Vielleicht wurde damals der siebte Tag der Woche ähnlich wie der Neumond gefeiert bzw. geheiligt, also der erste Tag des Monats, an dem die Trompeten geblasen und Opfer dargebracht wurden (4Mo 10,10; 4Mo 28,11‑14; 4Mo 29,6). Ein Arbeitsverbot gibt es im Mosaischen Gesetz nicht für die Neumonde, sie wurden aber gefeiert (1Sam 20,5+18; 2Kön 4,23; Hes 46,1+3; Hos 2,13) und teilweise sogar als Ruhetage gehalten (Am 8,5).

Das vierte der Zehn Gebote verbietet, am Sabbat zu arbeiten. Das beinhaltet auch, nichts zu kaufen oder zu verkaufen (Neh 10,32; Neh 13,15‑21; Am 8,5). Das Mosaische Gesetz gebietet:

Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein Sabbat der Ruhe, eine heilige Versammlung; da sollt ihr kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des HERRN, in allen euren Wohnorten. (3Mo 23,3)

Die Israeliten sollten also an jedem Sabbat einen Gottesdienst feiern. Und wenn man das Gebot nicht befolgte und trotzdem arbeitete, sollte man sogar getötet werden (2Mo 31,14‑15; 2Mo 35,2).

Warum gebot Gott die Sabbatruhe?

In der Bibel werden mehrere Gründe genannt, und zwar zunächst:

Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und geheiligt. (2Mo 20,11)

Sechs Tage sollst du deine Werke verrichten, aber am siebten Tag sollst du ruhen, damit dein Rind und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Magd und der Fremdling sich erholen können. (2Mo 23,12)

16 So sollen die Kinder Israels den Sabbat halten, indem sie den Sabbat feiern für alle ihre Geschlechter, als ein ewiger Bund. 17 Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Kindern Israels; denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht; aber am siebten Tag ruhte er und erquickte sich. (2Mo 31,16‑17)

Gott hat nach sechs Tagen Arbeit selbst geruht und sich erquickt. Er ist Vorbild. Gott schenkte den Tag zur Erholung für seine gesamte Schöpfung, nicht nur für die Israeliten, sondern auch für ihre Bediensteten, ihre Tiere sowie die Fremdlinge.

Der Sabbat ist zudem ein Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Israeliten. Wenn wir Christen sind und dadurch im Neuen Bund mit Jesus leben, dann sind wir in das Volk der Israeliten „eingepfropft“ (Röm 11,17‑24) und sind damit auch in deren Bund eingetreten, und zwar ohne daß wir uns an das Gesetz Mose halten müßten.

Des weiteren lesen wir:

Denn du sollst bedenken, daß du auch ein Knecht gewesen bist im Land Ägypten und daß der HERR, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgestrecktem Arm. Darum hat dir der HERR, dein Gott, geboten, daß du den Sabbattag halten sollst. (5Mo 5,15)

13… Haltet nur ja meine Sabbate! Denn das ist ein Zeichen zwischen mir und euch für alle eure [künftigen] Geschlechter, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin, der euch heiligt. 14 Und deshalb sollt ihr den Sabbat halten, weil er euch heilig ist… (2Mo 31,13‑14)

Ich gab ihnen auch meine Sabbate, die ein Zeichen sein sollten zwischen mir und ihnen, damit sie erkennen sollten, daß ich, der HERR, es bin, der sie heiligt. (Hes 20,12)

und heiligt meine Sabbate, damit sie ein Zeichen sind zwischen mir und euch, damit ihr erkennt, daß ich, der HERR, euer Gott bin! (Hes 20,20)

Dadurch daß Gott die Israeliten aus Ägypten herausgeführt hat, hat er sie geheiligt. (Siehe hierzu auch die Hinweise zum ersten Kelch beim Passahmahl in meinem Aufsatz „Das Abendmahl – Das Mahl des Neuen Bundes“.) Sie sollten am Sabbat bedenken und erkennen, daß es der HERR ist, der sie heiligt. Sie sollten insbesondere erkennen, daß der HERR ihr Gott ist (Hes 20,20); sie sollten den HERRN als ihren Gott erkennen, sie sollten also den HERRN erkennen. Das hebräische Verb „yada“, das mit „erkennen“ übersetzt wurde, findet man z.B. auch in dem folgenden Bibelvers:

Und Adam erkannte seine Frau Eva; und sie wurde schwanger… (1Mo 4,1; ebenso in 1Sam 1,19‑20)

Den HERRN zu erkennen, bedeutet mehr als nur oberflächliches Wissen zu haben. Gott möchte eine Liebesbeziehung mit uns haben und will, daß wir ihn sehr eng und ganz intim kennenlernen. Auch hierzu dient die Sabbatruhe.

Verheißungen

Gott hat folgendes verheißen:

13 Wenn du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst, daß du nicht an meinem heiligen Tag das tust, was dir gefällt; wenn du den Sabbat deine Lust nennst und den heiligen [Tag] des HERRN ehrenwert; wenn du ihn ehrst, sodaß du nicht deine Gänge erledigst und nicht dein Geschäft treibst, noch nichtige Worte redest; 14 dann wirst du an dem HERRN deine Lust haben; und ich will dich über die Höhen des Landes führen und dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob! Ja, der Mund des HERRN hat es verheißen. (Jes 58,13‑14)

Den Sabbat (also den „heiligen Tag des HERRN“, Vers 13) mit Freude zu halten, ist also auch mit einem besonderen Segen verbunden, und zwar insbesondere Lust am HERRN zu haben (siehe auch Jes 56,2; Jes 56,6‑7). Wann haben wir Lust am HERRN? Dann wenn wir eine herzliche und innige Gemeinschaft mit ihm haben.

Es steht auch geschrieben:

…die Freude am HERRN ist eure Stärke! (Neh 8,10)

Das hebräische Wort „maoz“, das hier mit „Stärke“ übersetzt wurde, bedeutet „Ort zur Sicherheit oder zum Schutz“. Häufig wird es mit „Festung“ übersetzt und so schreiben andere: „Bergfestung“ (ELB), „Schutz“ (NeÜ), „Zuflucht“ (NLB) oder „schützende Mauer“ (GNB).

David schrieb:

und habe deine Lust am HERRN, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt! (Ps 37,4)

Also wenn wir den Sabbat mit Freude halten, dann bekommen wir (i) Lust am HERRN und somit intime Gemeinschaft mit ihm und (ii) Stärke und (iii) wir bekommen, was unser Herz begehrt!

Zukunft des Sabbats

Jesus sagte:

Bittet aber, daß eure Flucht nicht im Winter noch am Sabbat geschieht. (Mt 24,20)

Dieses sagte Jesus im Zusammenhang mit der großen Drangsal vor seiner Wiederkunft (Mt 24,3+14+30). Der Sabbat hat also auch in Zukunft eine besondere Bedeutung. Jesaja prophezeite:

22 Denn gleichwie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor meinem Angesicht bleiben werden, spricht der HERR, so soll auch euer Same und euer Name bestehen bleiben. 23 Und es wird geschehen, daß an jedem Neumond und an jedem Sabbat alles Fleisch sich einfinden wird, um vor mir anzubeten, spricht der HERR. (Jes 66,22‑23)

Wenn also Gott in Zukunft den neuen Himmel und die neue Erde geschaffen haben wird, werden die Neumonde und die Sabbate besonders geheiligt werden, und zwar insbesondere dadurch, daß Gott angebetet wird.

Neumonde hatten auch zur Zeit des Alten Testaments eine besondere Bedeutung. Der Tag des Hornblasens ist am Neumond (3Mo 23,24; 4Mo 29,1) und es geschahen etliche besondere Vorkommnisse am Neumond (1Mo 8,5; 1Mo 8,13; 2Mo 40,2; 2Mo 40,17; 4Mo 1,18; 4Mo 33,38; 5Mo 1,3; 2Chr 29,17; Esr 3,6; Esr 7,9; Esr 10,16‑17; Neh 8,2; Hes 45,18) und Gott redete häufig am Neumond (4Mo 1,1; Hes 26,1; Hes 29,17; Hes 31,1; Hes 32,1; Hag 1,1).

Die folgende Prophezeiung von Sacharja liegt auch noch in der Zukunft:

16 Und es wird geschehen, daß alle Übriggebliebenen von all den Heidenvölkern, die gegen Jerusalem gezogen sind, Jahr für Jahr heraufkommen werden, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. 17 Und es wird geschehen: Dasjenige von den Geschlechtern der Erde, das nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten, über dieses wird kein Regen fallen. (Sach. 14,16‑17)

Also wird auch das Laubhüttenfest zukünftig insbesondere dadurch gefeiert werden, daß Gott angebetet wird. Das Laubhüttenfest ist eines der drei jährlichen Feste, zu denen man zum Tempel nach Jerusalem reisen mußte; das Passah- und das Wochenfest sind die beiden anderen (2Mo 23,17; 2Mo 34,23; 5Mo 16,16). Die im Frühling liegenden Feste haben im Zusammenhang mit Jesu Lebenszeit auf dieser Erde eine zusätzliche Bedeutung bekommen; denn am Passahfest (3Mo 23,5) wurde Jesus gekreuzigt, er ist auferstanden während der Tage der ungesäuerten Brote (3Mo 23,6‑8), und zwar am Tag der Erstlingsfrüchte (3Mo 23,9‑14), und während des Wochenfestes (3Mo 23,15‑21) kam der Heilige Geist auf die Jünger (Apg 2). Ich erwarte, daß das in den Herbst fallende Laubhüttenfest (3Mo 23,33‑36) in Zukunft noch eine weitere Bedeutung bekommen wird, vielleicht ebenso der Tag des Hornblasens (3Mo 23,23‑25) und der Versöhnungstag (3Mo 23,26‑32).

Ist das Gebot der Sabbatruhe ewig?

Gott sagte zu Mose:

16 So sollen die Kinder Israels den Sabbat halten, indem sie den Sabbat feiern für alle ihre Geschlechter, als ein ewiger Bund. 17 Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Kindern Israels; denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht; aber am siebten Tag ruhte er und erquickte sich. (2Mo 31,16‑17)

Das hebräische Wort „olam“ wurde hier wie allgemein üblich mit „ewig“ übersetzt sowie auch in den folgenden Versen:

44 Was aber deinen Sklaven und deine Sklavin betrifft… 46… ihr mögt sie euren Söhnen nach euch vererben, um sie als Eigentum zu besitzen. Diese mögt ihr für ewig dienen lassen… (3Mo 25,44‑46 ELB)

12 Wenn dein Bruder, ein Hebräer oder eine Hebräerin, sich dir verkauft hat, so soll er dir sechs Jahre lang dienen, und im siebten Jahr sollst du ihn als Freien entlassen… 16 Wenn er aber zu dir sagt: »Ich will nicht von dir wegziehen!«, weil er dich und dein Haus lieb hat und es ihm gut geht bei dir, 17 so nimm einen Pfriem und durchbohre ihm sein Ohr an der Tür, und er sei auf ewig dein Knecht… (5Mo 15,12‑17)

Das Wort „olam“, also „ewig“, bedeutet auch „für eine lange Dauer“ oder „auf unabsehbare Zeit“. Es wurde regelmäßig im Zusammenhang mit dem Mosaischen Gesetz verwendet, dessen Bestimmungen häufig als „ewige Ordnung“ oder „ewige Satzung“ bezeichnet wurden (2Mo 12,14+17+24; 2Mo 27,21; 2Mo 28,43; 2Mo 29,9+28; 2Mo 30,21; 2Mo 40,14; 3Mo 3,17; 3Mo 6,11+15; 3Mo 7,34‑36; 3Mo 10,9+15; 3Mo 16,29+31+34; 3Mo 17,7; 3Mo 23,14+21+31+41; 3Mo 24,3+8‑9; 3Mo 25,32‑34; 4Mo 10,8; 4Mo 15,15; 4Mo 18,8+11+19+23; 4Mo 19,10+21; 4Mo 25,13). Auch hat Gott den Israeliten das Land „zum ewigen Besitz“ gegeben (1Mo 13,15; 1Mo 17,8; 1Mo 48,4; 2Mo 32,13), wobei doch Himmel und Erde vergehen werden (Mt 24,35).

Hinweise auf ein Arbeitsverbot am wöchentlichen Sabbat und an anderen Festtagen gibt es nur im Mosaischen Gesetz. Die Sabbate hat Gott denjenigen gegeben, die er aus Ägypten herausgeführt hatte (2Mo 16,29; Hes 20,12). Auch in den Prophetien zur zukünftigen Erde gibt es keinen Hinweis auf ein Arbeitsverbot und ebensowenig im Neuen Testament.

Es gibt heutzutage Christen, die glauben, daß die Apostel nichts über den Sabbat geschrieben haben, weil es ganz selbstverständlich gewesen sei, daß man die Zehn Gebote halten sollte. Die Heiden haben den Sabbat nicht gehalten und waren teilweise so weit von Israel entfernt, daß viele ihn wohl noch nicht einmal gekannt haben. Sie hätten also bei ihrer Bekehrung anfangen müssen, den Sabbat zu halten. Und dann müßten sie ihn so streng gehalten haben, daß keiner der Apostel einen Grund gesehen hat, an das Sabbatgebot zu erinnern. Man bedenke diesbezüglich, daß viele Christen auch nach ihrer Bekehrung nicht gerade vorbildlich gelebt haben und häufig ermahnt wurden, und zwar auch bezüglich einiger der Zehn Gebote. Hier sind einige Beispiele:

1. Gebot, kein Götzendienst: 1Kor 5,11; 1Kor 6,9; 1Kor 10,7+14; 1Joh 5,21

5. Gebot, Eltern ehren: Eph 6,2

6. Gebot, nicht morden: Jak 4,2; 1Petr 4,15

7. Gebot, kein Ehebruch / keine Unzucht: Röm 2,22; Röm 13,13; 1Kor 5,11; 1Kor 6,9; 1Kor 10,8; 2Kor 12,21; Eph 5,3+5; Kol 3,5; Hebr 13,4; Jak 4,4

8. Gebot, nicht stehlen: Röm 2,21; 1Kor 5,11; 1Kor 6,10; Eph 4,28; 1Tim 1,10; 1Petr 4,15

9. Gebot, kein falsches Zeugnis reden: 1Kor 5,11; 1Kor 6,10; 2Kor 12,20; Eph 4,31; Kol 3,8; 1Tim 3,11; Tit 2,3; Jak 4,11; 1Petr 2,1

10. Gebot, kein Neid / keine Habsucht: Röm 13,13; 1Kor 5,11; 1Kor 6,10; Gal 5,26; Eph 5,3; Jak 3,14; Jak 4,2; 1Petr 2,1; 2Petr 2,3

Die Korinther hatten sogar so schlimmen Ehebruch begangen, daß es „selbst unter den Heiden unerhört“ war (1Kor 5,1). Wieso hätten sie also ausgerechnet den Sabbat vorbildlich halten sollen, so daß es noch nicht einmal einer Erinnerung daran bedurfte, wo sie doch gegen so viele der Zehn Gebote vehement verstießen?

Jesus erinnerte gelegentlich an einzelne der Zehn Gebote (Mt 5,21+27; Mt 19,18‑19; Mk 10,19; Lk 18,20). Es gibt aber keine Bibelstelle, wo er dazu aufgefordert hätte, den Sabbat zu halten.

Das Arbeitsverbot ist Teil des Mosaischen Gesetzes, das nicht befolgt werden muß, so wie es die Apostel und der Heilige Geist beim Apostolischen Konzil festgestellt haben. Somit kann man nicht schlußfolgern, daß das Verbot heutzutage noch gilt, am Sabbat nicht arbeiten zu dürfen.

Sonntag als Sabbat?

Wie ist es, den Sonntag als Sabbat zu heiligen oder zu feiern? Das Wort „Mittwoch“ wurde aus den beiden Wörtern „Mitte“ und „Woche“ zusammengefügt. Mittwoch ist also wie der Name schon sagt die Mitte der Woche; es gibt drei Wochentage davor und drei danach. Der Wochentagname „Samstag“ geht im Deutschen und in einigen anderen Sprachen auf den jüdischen Sabbat zurück (französisch „samedi“, griechisch „Σάββατο“ („sábbato“), italienisch „sabato“, polnisch „sobota“, portugiesisch „sábado“, russisch „суббо́та“, spanisch „sábado“). Diverse Kalenderreformen im Laufe der Jahrtausende haben die Wochentagabfolge nicht geändert und die Juden feiern heutzutage weiterhin den Sabbat am Samstag. Somit fällt der göttliche Sabbat, also der siebte Tag der Woche, auf den Samstag und nicht auf den Sonntag.

Als Wochenbeginn den Montag anzusehen, ist eine neuerliche Entwicklung im Zuge der beiden häufig arbeitsfreien Tage Samstag und Sonntag und folgt einer Empfehlung der Internationalen Organisation für Normung (ISO) aus dem Jahr 1976 (ISO 2015:1976). Früher begann in Deutschland gemäß der Norm 1355 des Deutschen Instituts für Normung (DIN) die Woche am Sonntag. In den USA und anderen Ländern wird weiterhin am Sonntag als Wochenbeginn festgehalten.

Laßt uns lesen was passierte, als Aarons Söhne sich nicht an die göttliche Ordnung hielten:

1 Aber die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Räucherpfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten fremdes Feuer dar vor den HERRN, das er ihnen nicht geboten hatte. 2 Da ging Feuer aus von dem HERRN und verzehrte sie, so daß sie starben vor dem HERRN. (3Mo 10,1‑2)

Die Söhne Aarons starben, als sie sich über Gottes Ordnungen hinwegsetzten, wie man ihm opfern sollte.

Daniel prophezeite über einen König:

Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und wird die Heiligen des Höchsten aufreiben; und er wird danach trachten, Festzeiten und Gesetz zu ändern… (Dan 7,25 ELB).

Gott gefällt es also nicht, wenn wir seine Ordnungen verändern und seine Festtage verschieben.

Kaiser Konstantin I. machte im vierten Jahrhundert den Sonntag zum Ruhetag, und zwar den Tag des „Sonnengottes“, also einen Tag zur Verehrung eines heidnischen Götzen. Die Christenheit, die zunächst den Sabbat gefeiert hatte, nutzte dann für ihre Gottesdienste auch den arbeitsfreien Sonntag. Das Christentum wurde also durch das Heidentum beeinflußt; es kam zu einer Vermischung von Göttlichem und Heidnischem und der Sabbat wurde durch den Sonntag als Ruhetag ersetzt.

Gott möchte aber, daß wir heilig sind und ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten (Joh 4,23‑24), und zwar idealerweise ohne heidnischen Einfluß, denn er ist ein eifersüchtiger Gott (2Mo 20,5; 2Mo 34,14; 5Mo 4,24; 5Mo 5,9; 5Mo 6,15; Jos 24,19; Jak 4,4‑5).

Schlußfolgerungen

Auf Grundlage der biblischen Schriften läßt sich nicht schlußfolgern, daß wir am Sabbat nicht arbeiten dürfen. Der Sabbat ist Gott aber sehr wichtig. Er war schon immer und wird auch in Zukunft ein heiliger Tag sein. Also empfehle ich jedem, Gott zu fragen, wie er ihn verbringen und heiligen sollte. Bitte erinnere dich auch, daß mit dem Halten des Sabbats einige Verheißungen verbunden sind.

Ich möchte dich ermuntern, daß du Gott fragst, ob er sich vielleicht von dir wünscht, daß du die göttlichen Festtage heiligst oder in irgendeiner Weise feierst. Die Frühlingsfeste können wir aus Dankbarkeit dafür feiern, was Jesus für uns getan hat, und die Herbstfeste in Erwartung des Zukünftigen.

An jedem wöchentlichen Sabbat mußten die Israeliten zu einer heiligen Versammlung zusammenkommen (3Mo 23,3). An einigen Festtagen sollten sie sich versammeln und auch Opfer darbringen (3Mo 23,1‑44; 4Mo 28,9‑31; 5Mo 16,2‑17). Ich denke, Gott hat Gefallen daran, wenn wir ihn an seinen Festtagen mit Gottesdiensten ehren und ihm Jubel und Dank als Opfer darbringen:

…ich will Jubelopfer bringen in seinem Zelt; ich will singen und spielen dem HERRN. (Ps 27,6; siehe auch Ps 50,23; Jer 33,11; Jona 2,10; Hebr 13,15)

Dürfen wir Schweinefleisch essen?

Die Bibel berichtet erstmalig von reinen und unreinen Tieren, wo Gott Noah sagt, daß er von den reinen je sieben Paar je Gattung und von den unreinen nur jeweils ein Paar mit auf die Arche nehmen sollte (1Mo 7,2). Geopfert wurden stets nur reine Tiere (siehe z.B. 1Mo 8,20; 3Mo 27,11). Im Mosaischen Gesetz steht das Verbot, unreine Tiere zu essen, und auch welche Tiere rein und welche unrein sind (3Mo 11,1‑47; 5Mo 14,3‑19). Interessant ist auch die Begründung Gottes:

43 Macht euch selbst nicht zu einem Greuel durch irgendein kriechendes Getier und verunreinigt euch nicht durch sie, so daß ihr dadurch unrein werdet! 44 Denn ich bin der HERR, euer Gott; darum sollt ihr euch heiligen und sollt heilig sein, denn ich bin heilig; und ihr sollt euch nicht verunreinigen mit irgendwelchem Getier, das auf der Erde kriecht! 45 Denn ich, der HERR, bin es, der euch aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat, um euer Gott zu sein; darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig! (3Mo 11,43‑45)

Gilt es auch noch heute für uns, daß man durch den Verzehr unreiner Tiere unrein und sogar zu einem Greuel wird (Vers 43)? Sind die Tiere, die damals unrein waren, auch heute noch immer unrein? Es gibt weder von Jesus, noch in den Briefen, noch von den Propheten anderslautende Aussagen (siehe oben). Jesus hat die Sünde der Menschheit auf sich genommen und es wird nirgendwo angedeutet, daß dadurch unreine Tiere rein geworden wären. Jesaja prophezeite, daß es auch in Zukunft für Gott ein Greuel ist, unreine Tiere zu essen (Jes 66,17). In der Offenbarung wurde über das neue Jerusalem prophezeit:

Und es wird niemals jemand in sie hineingehen, der verunreinigt, noch jemand, der Greuel und Lüge verübt, sondern nur die, welche geschrieben stehen im Buch des Lebens des Lammes. (Off 21,27)

Die Bibel sagt somit ganz klar, daß Gott den Verzehr von unreinen Tieren verabscheute und auch in Zukunft verabscheuen wird. Somit gilt das auch heute ebenso, denn Gott verändert sich nicht (Mal 3,6; Hebr 13,8; Jak 1,17). Durchs Essen unreiner Tiere begeht man also in Gottes Augen ein Greuel.

Zeitweise unrein zu sein war zu Zeiten Moses ganz normal, denn zum Beispiel auch durch den ehelichen Geschlechtsverkehr wurde man immer vorübergehend unrein (3Mo 15,18). Ein Greuel zu begehen ist damit nicht vergleichbar, denn das mußte nach dem Gesetz Mose manchmal sogar mit dem Tode bestraft werden (3Mo 20,13).

Dürfen wir trotzdem Schweinefleisch essen, weil wir ja durch den Glauben an Jesus Christus gerecht geworden sind? Betrachten wir hierzu was Petrus an die „Fremdlinge in der Zerstreuung“ (1Petr 1,1) schrieb:

14 Als gehorsame Kinder paßt euch nicht den Begierden an, denen ihr früher in eurer Unwissenheit dientet, 15 sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!« (1Petr 1,14‑15)

Wir sollen also heilig sein in unserem gesamten Wandel, das schließt auch unseren Körper mit ein. Die folgenden Sätze von Paulus sind auch noch relevant:

19 Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und daß ihr nicht euch selbst gehört? 20 Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören! (1Kor 6,19‑20; siehe auch 1Kor 3,16‑17; 2Kor 6,16)

Es gilt also folgendes, wenn du Christ bist: (i) Dein Körper ist ein Tempel des Heiligen Geistes. (ii) Dein Körper gehört Gott. (iii) Du sollst Gott in deinem Körper verherrlichen.

Und jetzt frage ich dich: Bist du heilig in deinem gesamten Lebenswandel und verherrlichst du Gott, wenn du ein Greuel in einem Tempel des Heiligen Geistes begehst, der Gott allein gehört?

Welche Tiere sind rein und welche unrein?

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über reine und unreine Tiere (siehe 3Mo 11,2‑47 und 5Mo 14,4‑19 ELB):

Reine Tiere Unreine Tiere
Tiere, die vollständig gespaltene Hufe (oder Pfoten) haben und wiederkäuen, z.B. Rind, Schaf, Ziege, Hirsch, Gazelle, Damhirsch, Steinbock, Wisent, Antilope, Wildschaf. Tiere, die nicht vollständig gespaltene Hufe (oder Pfoten) haben oder nicht wiederkäuen, z.B. Schwein, Kamel, Hase, Klippdachs, Maulwurf, Springmaus, alle Eidechsenarten, Gecko, Salamander, Chamäleon.
Fische, die Flossen und Schuppen haben. Wassertiere, die keine Flossen oder keine Schuppen haben, z.B. Krabben, Scampi, Shrimps, Garnelen, Krebse, Hummer, Muscheln.
Vögel, die nicht in der Liste der unreinen Vögel sind, z.B. Tauben, Hühner, Gänse, Puten, Enten. Adler [o. Gänsegeier] und Lämmergeier, Mönchsgeier, Gabelweihe, Königsweihe, Geier, Rabe, Straußenhenne [w. Tochter des Straußes. Nach anderen bezeichnet das hebräische Wort eine Eulenart], Falken [andere vermuten eine Eulenart], Seemöwe [o. Fledermaus], alle Habichtarten, Steinkauz, Fischeule, Ibis [o. Katzenohreule], Waldohreule, Schleiereule, Wüstenkauz, Aasgeier, Fischeule, Storch, Fischreiher [o. Kormoran; o. Regenpfeifer; o. Strandläufer], Wiedehopf, Fledermaus.
Folgendes geflügelte Kleingetier, das auf vieren geht und Unterschenkel hat oberhalb seiner Füße, um damit auf der Erde zu hüpfen: Arbe, Solam, Hargol, Hagab [vier verschiedene Arten von Heuschrecken]. Alles andere Kleingetier; alles, was auf dem Bauch kriecht, und alles, was auf vieren geht, bis zu allem Vielfüßigen von allem Kleingetier.
Welche finanziellen Verpflichtungen haben wir?

Zunächst beantworten wir die Frage, ob wir den zehnten Teil unseres Einkommens spenden müssen. Anschließend erläutern wir das Prinzip der Erstlinge und daß wir sowohl Arme als auch Diener Gottes unterstützen sollten. Wir beenden diesen Abschnitt mit allgemeinen Hinweisen.

Müssen wir den Zehnten spenden?

Der Zehnte gemäß des Mosaischen Gesetzes diente dazu, die Leviten zu versorgen, die selbst kein Land besaßen und den Opferdienst ausführten (3Mo 27,30‑32; 4Mo 18,21‑24; 5Mo 14,22‑29; Hebr 7,5). Die Leviten wiederum opferten den Zehnten von ihren Einnahmen, also den Zehnten vom Zehnten (4Mo 18,25‑32). Das levitische Priestertum gibt es heute nicht mehr. Somit ist offenbar, daß es heute gar nicht mehr möglich ist, den Zehnten gemäß des Mosaischen Gesetzes zu entrichten. Ein Opferdienst ist heute nicht mehr nötig, weil Jesus für uns als Opfer gestorben ist. Wir Christen sind alle Priester (Off 1,6; Off 5,10; 1Petr 2,9) und Jesus ist unser Hohepriester (Hebr 5,10; Hebr 6,20; Hebr 7,21).

Gibt es aber ein darüberhinausgehendes Gebot bezüglich des Zehnten? Erstmalig wird der Zehnte in der Bibel erwähnt, wo Abraham dem Priester Melchisedek den Zehnten gab:

18 Aber Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein herbei. Und er war ein Priester Gottes, des Allerhöchsten. 19 Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Allerhöchsten, dem Besitzer des Himmels und der Erde! 20 Und gelobt sei Gott, der Allerhöchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat! Und [Abram] gab ihm den Zehnten von allem. (1Mo 14,18‑20)

Hieraus leitet sich kein Gebot ab, den Zehnten heutzutage zu geben: In der Bibel steht nichts darüber, daß Melchisedek etwas von Abraham gefordert hätte; Abraham hat ihm den Zehnten wohl aus freien Stücken von sich aus gegeben. Auch gibt es keinerlei Hinweis, daß Abraham ein weiteres Mal einen Zehnten gegeben hätte; es war wohl etwas Einmaliges.

Die einzige weitere Stelle in der gesamten Bibel, wo der Zehnte ohne Bezug zum Mosaischen Gesetz erwähnt wird, ist die, wo Jakob nach seinem Traum ein Gelübde ablegte:

20 Und Jakob legte ein Gelübde ab und sprach: Wenn Gott mit mir sein und mich behüten wird auf dem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen geben wird und Kleider anzuziehen, 21 und mich wieder mit Frieden heim zu meinem Vater bringt, so soll der HERR mein Gott sein; 22 und dieser Stein, den ich als Gedenkstein aufgerichtet habe, soll ein Haus Gottes werden; und von allem, was du mir gibst, will ich dir gewißlich den Zehnten geben! (1Mo 28,20‑22)

Hier steht nichts von einem Gebot Gottes; also gelobte Jakob wohl freiwillig, den Zehnten zu geben. Selbst wenn es ein Gebot für Jakob gegeben hätte, könnte man daraus noch nicht schlußfolgern, daß dieses auch für alle seine Nachkommen gegolten hat. Und selbst wenn, dann hieße das noch immer nicht, daß wir dem auch heute folgen müßten; denn Abraham mußte sich und seine Nachkommen auch beschneiden lassen und wir müssen das heute nicht.

Einerseits gibt somit keine biblische Grundlage zu lehren (weder im Alten noch im Neuen Testament), daß wir unser Einkommen verzehnten müssen, andererseits haben wir gesehen, daß der Zehnte auch schon vor Mose eine gewisse Bedeutung hatte.

Laßt uns noch den recht bekannten Text des Propheten Maleachi lesen:

7 Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Satzungen abgewichen und habt sie nicht befolgt. Kehrt um zu mir, so will ich mich zu euch kehren!, spricht der HERR der Heerscharen. Aber ihr fragt: »Worin sollen wir umkehren?« 8 Darf ein Mensch Gott berauben, wie ihr mich beraubt? Aber ihr fragt: »Worin haben wir dich beraubt?« In den Zehnten und den Abgaben! 9 Mit dem Fluch seid ihr verflucht worden, denn ihr habt mich beraubt, ihr, das ganze Volk! 10 Bringt den Zehnten ganz in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei, und prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen in überreicher Fülle herabschütten werde! 11 Und ich will für euch den Fresser schelten, daß er euch die Frucht der Erde nicht verdirbt und daß euch der Weinstock auf dem Feld nicht fruchtleer bleibt, spricht der HERR der Heerscharen. 12 Und alle Heidenvölker werden euch glücklich preisen; denn ihr werdet ein Land des Wohlgefallens werden, spricht der HERR der Heerscharen. (Mal 3,7‑12)

Hier ging es darum, daß das Mosaische Gesetz nicht befolgt wurde; es wurden nicht nur die Zehnten, sondern auch sonstige Abgaben nicht gemäß des Mosaischen Gesetztes entrichtet (Vers 8). Deswegen kam der Fluch des Gesetzes auf sie (Vers 9; vgl. 5Mo 28,15‑68).

Maleachi prophezeite, daß, wenn sie sich ans Gesetz halten, sie gesegnet werden (Verse 10‑12). Hier handelt es sich um eine Zusammenfassung des Segens, der denen verheißen wurde, die sich an das Mosaische Gesetz halten (5Mo 28,1‑14). Besonders ist, daß Maleachi „Segen in überreicher Fülle“ speziell denen prophezeite, die den Zehnten entrichten (Vers 10).

Vers 11 beinhaltet eine Bestätigung, daß der Fluch des Gesetzes nicht eintrifft. Der Fluch beinhalt nämlich, daß die Ernte von Heuschrecken und der Wein von Würmern abgefressen wird (5Mo 28,38‑39). Paulus schrieb:

13 Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«, 14 damit der Segen Abrahams zu den Heiden komme in Christus Jesus, damit wir durch den Glauben den Geist empfingen, der verheißen worden war. (Gal 3,13‑14)

Jesus hat uns vom Fluch des Gesetzes losgekauft; deswegen müssen wir keinen Zehnten zahlen, um Schutz vor dem Fresser zu haben. Wir haben den Segen Abrahams und sind somit in allem gesegnet (1Mo 24,1). Und das schließt auch finanziellen Wohlstand ein, denn Abraham war sehr reich (1Mo 13,2; 1Mo 24,35).

Das Prinzip der Erstlinge

9 Ehre den HERRN mit deinem Besitz und mit den Erstlingen all deines Einkommens, 10 so werden sich deine Scheunen mit Überfluß füllen und deine Keltern von Most überlaufen. (Spr 3,9‑10)

Ein besonderer Segen gilt also demjenigen, der Gott mit seinem Besitz und den Erstlingen all seines Einkommens ehrt (vgl. Hes 44,30). Dieser Segen ist dem Segen sehr ähnlich, den Maleachi bzgl. des Zehnten prophezeite (Mal 3,10).

Gemäß des Mosaischen Gesetzes sollten die Erstlinge geopfert bzw. den Priestern gegeben werden (2Mo 23,19; 2Mo 34,26; 5Mo 26,2). Die Erstlinge sind die ersten Früchte von allem (4Mo 18,13), insbesondere alles Beste vom Öl, Most (Wein) und Korn (4Mo 18,12). Die Erstlinge des Ackers sind die erste Garbe des geernteten Getreides (3Mo 23,10) sowie ein Brotlaib vom ersten Mehl (4Mo 15,20‑21). Die Erstlinge von angepflanzten Bäumen sind die Früchte der ersten vier Jahre (3Mo 19,23‑25). Die Erstlinge des Viehs sind die Erstgeburten (4Mo 18,15) sowie die erste Wolle (5Mo 18,4).

Das Opfern von Erstlingen gab es schon vor dem Mosaischen Gesetz. Erstlinge werden bereits am Anfang der Bibel erwähnt:

3 Und es geschah nach geraumer Zeit, daß Kain dem HERRN ein Opfer darbrachte von den Früchten des Erdbodens. 4 Und auch Abel brachte [ein Opfer] dar von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett. Und der HERR sah Abel und sein Opfer an; 5 aber Kain und sein Opfer sah er nicht an… (1Mo 4,3‑5)

Der Grund, warum Gott das Opfer von Kain nicht gefiel, steht im Buch Jaschar:[1] Das Buch Jaschar ist ein apokryphisches Geschichtsbuch. Das hebräische Adjektiv „jaschar“ bedeutet gerade, geradeaus, aufrecht, aufrichtig, redlich oder auch rechtschaffend. Auf das Buch Jaschar wird in der Bibel zweimal verwiesen, und zwar in Josua 10,13 und in 2. Samuel 1,18. (Das Buch ist erhältlich bei worldwidewings.de)

Und zu Kain und seiner Gabe wendete sich Adonai nicht, und er neigte sich dem nicht zu, denn er hatte von der minderwertigen Frucht des Bodens vor Adonai gebracht… (Jaschar 1,16; Übersetzung Holger Grimme, MUV Wallenfels)

Gott gefiel, daß Abel ihm ein Opfer „von den Erstlingen“ dargebracht hatte, nämlich von dem Besten; Kain hingegen opferte nur „von der minderwertigen Frucht“. Die Erstlinge sind das Beste, was wir Gott darbringen können. Auch Maleachi hat darüber geschrieben, daß es Gott mißfällt, wenn man ihm minderwertige Dinge opfert (Mal 1,6‑14).

Opfer wurden häufig morgens dargebracht (2Mo 36,3; 3Mo 9,17; 1Chr 16,40; 2Chr 13,11; Hi 1,5; Hes 46,13‑15; Am 4,4); man diente Gott also bereits zu Tagesbeginn und erledigte andere Dinge danach.

Ein Psalmist schrieb:

Ich komme der Morgendämmerung zuvor und schreie; ich hoffe auf dein Wort. (Ps 119,147)

Es ist ein grundsätzliches allgemeingültiges Prinzip, daß wir Gottes Belange immer an die erste Stelle setzen sollten:

Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden! (Mt 6,33)

Wenn wir Gott mit unseren Erstlingen ehren, dann ist das ein Zeichen, daß Gott für uns an erster Stelle steht. Wir danken ihm für seine Versorgung und werden mehr als reichlich gesegnet. Deswegen empfehle ich, das regelmäßig aus Dankbarkeit zu tun. Eine Erstlingsgabe ist wirklich nicht viel und man wird sehen, wie Gott wirkt.

Unterstützung der Armen

Jesus sagte:

Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will! (Mt 5,42)

Es steht auch geschrieben:

Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott. (Spr 14,31 LUT)

Wer sich über den Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und Er wird ihm seine Wohltat vergelten. (Spr 19,17)

Wer freigebig ist, der wird gesegnet, denn er gibt dem Armen von seinem Brot. (Spr 22,9)

Wer dem Armen gibt, hat keinen Mangel; wer aber seine Augen [vor ihm] verhüllt, der wird sich viel Fluch sammeln. (Spr 28,27)

2 Wohl dem, der sich des Armen annimmt; der HERR wird ihn erretten zur bösen Zeit. Der HERR wird ihn bewahren und am Leben erhalten, er wird glücklich gepriesen im Land; ja, du wirst ihn nicht der Gier seiner Feinde ausliefern! Der HERR wird ihn erquicken auf seinem Krankenlager; du machst, daß es ihm besser geht, wenn er krank ist. (Ps 41,2‑4)

6 Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: daß ihr ungerechte Fesseln losmacht, daß ihr die Knoten des Joches löst, daß ihr die Unterdrückten freilaßt und jegliches Joch zerbrecht? 7 Besteht es nicht darin, daß du dem Hungrigen dein Brot brichst und arme Verfolgte in dein Haus führst, daß, wenn du einen Entblößten siehst, du ihn bekleidest und dich deinem eigenen Fleisch nicht entziehst? 8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird rasche Fortschritte machen; deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deine Nachhut sein! 9 Dann wirst du rufen, und der HERR wird antworten; du wirst schreien, und er wird sagen: Hier bin ich! Wenn du das Joch aus deiner Mitte hinwegtust, das [höhnische] Fingerzeigen und das unheilvolle Reden; 10 wenn du dem Hungrigen dein Herz darreichst und die verschmachtende Seele sättigst — dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag! 11 Der HERR wird dich ohne Unterlaß leiten und deine Seele in der Dürre sättigen und deine Gebeine stärken; du wirst sein wie ein wohlbewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, deren Wasser niemals versiegen. (Jes 58,6‑11)

Wenn man Arme unterstützt, ehrt man Gott und man wird auch selbst gesegnet und das sogar mit Heilung (Ps 41,4; Jes 58,8), die Gebeine werden gestärkt und wir bekommen „Gesundheit und Kraft“ wie die HFA übersetzt (Jes 58,11). Das ist denen verheißen, die sich nicht ihrem eigenen Fleisch entziehen (Jes 58,7), also der Verwandtschaft () oder dem Nächsten (ELB). Bei seiner Wiederkunft wird Jesus auf die Frage der Gerechten antworten, wann sie ihn gespeist, ihm zu trinken gegeben, ihn beherbergt, ihn bekleidet oder ihn besucht haben:

… Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan! (Mt 25,40)

Jesu Brüder sind unsere Glaubensgeschwister (Mt 12,50; Lk 8,21). Es ist besonders wichtig, ihnen Gutes zu tun. Paulus schrieb dazu:

So laßt uns nun, wo wir Gelegenheit haben, an allen Gutes tun, besonders aber an den Hausgenossen des Glaubens. (Gal 6,10)

Weitere Bibelstellen zur Versorgung der Armen: 5Mo 15,7‑11; Ps 112,5‑9; Spr 14,21; Spr 21,13; Mt 6,4; Lk 10,25‑37; Lk 12,33; Apg 10,4+31; 2Kor 9,9; Gal 2,10; Eph 4,28.

Unterstützung der Diener Gottes

Jesus sagte zu seinen Jüngern, bevor er sie aussandte, das Evangelium zu verkünden und Kranke zu heilen:

9 Nehmt weder Gold noch Silber noch Kupfer in eure Gürtel, 10 keine Tasche auf den Weg, auch nicht zwei Hemden, weder Schuhe noch Stab; denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert…
40 Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, der wird den Lohn eines Gerechten empfangen; 42 und wer einem dieser Geringen auch nur einen Becher mit kaltem Wasser zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch, der wird seinen Lohn nicht verlieren! (Mt 10,9‑42; siehe auch Lk 10,7)

Wir sollen die Geschwister unterstützen, die uns dienen, und dafür werden wir sogar belohnt. Paulus schrieb:

Wer im Wort unterrichtet wird, der gebe dem, der ihn unterrichtet, Anteil an allen Gütern! (Gal 6,6)

Paulus führte an anderer Stelle detailliert aus, daß einem Apostel Anteil an den Gütern derer zusteht, denen er dient und daß diejenigen, die das Evangelium verkündigen, vom Evangelium leben sollen (1Kor 9,1‑14; siehe auch 1Tim 5,17‑18; 3Joh 1,5‑8). Das Prinzip ist, daß der Diener Gottes statt einer normalen Arbeit nachzugehen, mit der er seinen Lebensunterhalt bestreiten könnte, seinen Glaubensgeschwistern dient und deswegen von diesen versorgt wird.

Grundsätzliches

Bedenkt bei allem:

6… Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer im Segen sät, der wird auch im Segen ernten. Jeder, wie er es sich im Herzen vornimmt; nicht widerwillig oder gezwungen, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb! Gott aber ist mächtig, euch jede Gnade im Überfluß zu spenden, so daß ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk, wie geschrieben steht: »Er hat ausgestreut, er hat den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit besteht in Ewigkeit«. (2Kor 9,6‑9)

In dem Buch des Propheten Haggai können wir lesen, daß es den Juden schlecht ging, weil sie sich nur um den Bau ihrer eigenen Häuser kümmerten und nicht um den Tempel (Haggai 1,2‑11). Wir sollten offen für Gottes Reden auch im Hinblick auf unsere Finanzen sein. Wir sollten uns von ihm leiten lassen und seinen Anweisungen folgen, die er uns persönlich gibt. Und falls er beispielsweise zu uns sprechen sollte, unseren gesamten Besitz zu verkaufen und es den Armen zu geben, dann sollten wir das auch tun (siehe Mt 19,21; Mk 10,21). Jesus sagte:

So kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er hat. (Lk 14,33)

Es steht auch geschrieben:

Der Segen des HERRN macht reich, und [eigene] Mühe fügt ihm nichts hinzu. (Spr 10,22)

Der Lohn der Demut und der Furcht des HERRN ist Reichtum, Ehre und Leben. (Spr 22,4)

Gott möchte, daß es uns gut geht und wir in Wohlstand leben (siehe auch 5Mo 28,8+11‑12; Ps 112,3; Spr 14,24; 2Kor 8,9). In der Bibel können wir auch lesen, daß Reiche viele Freunde haben (Spr 14,20; Spr 19,4) und daß Geld auch Schutz gewährt (Pred 7,12). Einige berühmte Männer Gottes waren sehr reich: Abraham (1Mo 13,2; 1Mo 24,35), Isaak (1Mo 26,12‑14), Hiob (Hi 1,3) und Salomo (1Kön 10,23).

Die Bibel ermahnt uns:

Denn die Geldgier ist eine Wurzel alles Bösen; etliche, die sich ihr hingegeben haben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viel Schmerzen verursacht. (1Tim 6,10)

Wer Geld liebt, bekommt vom Geld nicht genug, und wer Reichtum liebt, nicht vom Gewinn. Auch das ist nichtig! (Pred 5,9)

…wenn der Reichtum sich mehrt, so hängt euer Herz nicht daran! (Ps 62,11)

Es ist also ein Segen Gottes, reich zu sein, aber Geldgier und Geldliebe sind schlecht. Wichtig ist, daß wir nicht dem Geld dienen, sondern Gott (Mt 6,24; Lk 16,9‑13). Jesus warnte vor Habsucht (Lk 12,15) und ermutigte, stattdessen ihm zu vertrauen und nach seinem Reich zu trachten (Lk 12,31). Er versorgt uns und wir sollen unser Vertrauen nicht auf Schätze oder Reichtum setzen (Lk 12,15‑34). Das war auch das Problem des reichen Jünglings, den Jesus aufforderte, seinen gesamten Besitz zu verkaufen und den Armen zu geben (Mk 10,17‑27). Er setzte mehr Vertrauen auf seinen Reichtum als auf Jesus (Mk 10,24; siehe auch Hi 31,24; Spr 11,28; Jer 48,7; 1Tim 6,17).

Jesus sagte:

1 Habt acht, daß ihr eure Almosen nicht vor den Leuten gebt, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. 2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gepriesen zu werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen. 3 Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, 4 damit dein Almosen im Verborgenen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, er wird es dir öffentlich vergelten. (Mt 6,1‑4)

Ananias und Saphira verkauften ein Grundstück und gaben vor, den gesamten Verkaufserlös zu spenden, obwohl sie einen Teil davon für sich behielten. Deswegen mußten sie sterben. Sie wollten vor den Menschen gut dastehen (Apg 5,1‑11). Bei allem was wir tun ist es sehr wichtig, daß wir es tun, um Gott zu ehren und nicht um von Menschen geehrt zu werden. Und das betrifft nicht nur das Spenden, sondern auch alles andere wie Beten (Mt 6,5‑6), Fasten (Mt 6,16‑18), Singen, Predigen, Menschen in praktischen Belangen helfen usw. Paulus schrieb:

Ob ihr nun eßt oder trinkt oder sonst etwas tut – tut alles zur Ehre Gottes! (1Kor 10,31)

Diesen Abschnitt über Finanzen möchte ich mit den folgenden Gedanken abschließen:

Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst! (Röm 12,1)

17 Herr, tue meine Lippen auf, damit mein Mund dein Lob verkündige! 18 Denn an Schlachtopfern hast du kein Wohlgefallen, sonst wollte ich sie dir geben; Brandopfer gefallen dir nicht. 19 Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten. 20 Tue wohl an Zion nach deiner Gnade, baue die Mauern Jerusalems! 21 Dann wirst du Gefallen haben an Opfern der Gerechtigkeit, an Brandopfern und Ganzopfern; dann wird man Stiere darbringen auf deinem Altar! (Ps 51,17‑21)

so laßt auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. (1Petr 2,5)

31 Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und ihn erheben mit Dank. 32 Das wird dem HERRN angenehmer sein als ein Stier, als ein Jungstier, der Hörner und gespaltene Hufe hat. (Ps 69,31‑32)

Recht und Gerechtigkeit üben ist dem HERRN lieber als Opfer. (Spr 21,3)

Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen und nicht am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern. (Hos 6,6; siehe auch Mt 12,7; Joel 2,13; Am 5,22)

Wichtiger als finanzielle Opfer ist, daß wir uns Gott ganz und gar hingeben! Denn…

Gehorsam ist besser als Opfer… (1Sam 15,22 EÜ; siehe auch Jer 7,22‑23)

Schlußbemerkungen

Man bedenke auch:

Denn ich, der HERR, verändere mich nicht… (Mal 3,6)

Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und auch in Ewigkeit! (Hebr 13,8)

Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel. (Jak 1,17)

Also ändert Gott seine Meinung nicht im Hinblick auf das, was ihm gefällt. Zu Beginn durfte man seine Frau nicht entlassen, das Mosaische Gesetz aber erlaubte die Ehescheidung aufgrund der Härte der Herzen (Mt 19,8), obwohl Gott es haßt (Mal 2,15‑16). Somit gab es einen Unterschied zwischen dem, was Gott erlaubte und dem, was er sich idealerweise gewünscht hätte.

Es liegt also der Gedanke nahe, daß Gott uns jetzt mehr gestattet und weniger von uns verlangt, als er sich idealerweise wünschen würde, zum Beispiel kein Schweinefleisch zu essen. Seine Gebote spiegeln seine Herzenswünsche also nur teilweise wider. Jesus sagte:

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. (Mt 7,21)

Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und Mutter. (Mk 3,35; siehe auch Mt 12,50)

…ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters, der mich gesandt hat. (Joh 5,30; siehe auch Joh 4,34)

Denn ich bin aus dem Himmel herabgekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. (Joh 6,38; siehe auch Hebr 10,7+9)

Jesus hat nicht nur das Mosaische Gesetz erfüllt, sondern darüber hinaus den Willen unseres Vaters getan. Das griechische Wort für Wille („thélēma“) bedeutet Wunsch, Sehnsucht und Begehren. Es bezieht sich oft auf Gottes Wunschdenken, also seine ideale Empfehlung, die man annehmen oder ablehnen kann. Gottes Willen zu tun, bedeutet das zu tun, was er sich wünscht und wonach er sich sehnt, und das geht über das hinaus, was er gebietet. Wir sollten also danach streben, nicht nur Gottes Gebote zu halten, sondern darüber hinaus nach seinem Willen zu leben, also das zu tun, was ihm am Herzen liegt.

20 Der Gott des Friedens… 21 er rüste euch völlig aus zu jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, indem er in euch das wirkt, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus… (Hebr 13,20‑21)

Und paßt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern laßt euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. (Röm 12,2)

Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. (1Joh 2,17; siehe auch Lk 12,47; Joh 9,31; Röm 2,18; Eph 5,17; Eph 6,6; Kol 1,9; Kol 4,12; Hebr 10,36; 1Petr 4,2; 1Joh 5,14)

Über Jesus steht geschrieben:

Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehaßt; darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Gefährten!« (Hebr 1,9; siehe auch Ps 45,8)

Wenn wir Gottes Willen tun und darüber hinaus so fühlen wie er, also die Gerechtigkeit lieben und die Gesetzlosigkeit hassen, also sündiges Verhalten verabscheuen (aber die Sünder lieben), dann werden wir von Gott stärker gesalbt.

Gott hat im Mosaischen Gesetz viel Weisheit offenbart und die Beachtung der Mosaischen Gebote ist mit Segen verbunden (Mt 5,19). Es hat beispielsweise gesundheitliche Vorteile, wenn man koscher ißt.

Laßt uns aber auf keinen Fall, falscher Frömmigkeit verfallen und dabei womöglich versuchen, durch Werke zu unserer Gerechtigkeit etwas beizutragen, die uns allein aus Glauben an Jesus Christus geschenkt wurde. Auch sollten wir nicht übereifrig oder fleischlich versuchen, Gott durch gute Werke zu beeindrucken, sondern uns von ihm zeigen lassen, was er möchte, was wir mit ihm für ihn tun sollen.

Gott belohnt uns, wenn wir ihn suchen (Jer 29,13; Hebr 11,6; Jak 4,8). Um ihn näher kennenzulernen, sollten wir sein gesamtes Wort studieren (Ps 119,160). Wir sollten ihn bitten, daß er sich uns offenbart und daß er seinen Willen in uns hineinlegt und uns seine Weisung ins Herz schreibt (Hebr 8,10; Hebr 10,16; Jer 31,33). Ich möchte dich ermuntern, das gesamte Wort Gottes zu studieren, also insbesondere alle Teile der Bibel zu lesen.

Petrus schrieb:

14 Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, in denen ihr früher in eurer Unwissenheit lebtet; 15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 16 Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« 17 Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben in Gottesfurcht, solange ihr hier in der Fremde weilt; (1Petr 1,14‑17 LUT)

Und im Jakobus-Brief lesen wir:

22 Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen…

25 Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin bleibt, dieser [Mensch], der kein vergeßlicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, er wird glückselig sein in seinem Tun. (Jak 1,22+25)

Laßt uns also Gottes Wort in die Tat umsetzen und nicht nur hören oder lesen. Wenn wir das vollkommene Gesetz der Freiheit befolgen, also Gottes Gesetz, dann folgt daraus, daß wir in dem was wir tun glücklich und gesegnet sein werden.

Jakobus schrieb außerdem:

Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne die Werke tot. (Jak 2,26)

Dieses schrieb Jakobus in dem Zusammenhang, daß es ein Anzeichen für Unglauben ist, wenn man Gott nicht gehorsam ist. Hätte Abraham sich geweigert, seinen Sohn Isaak auf dem Altar zu opfern, dann hätte er das Wort Gottes zwar gehört, aber nicht danach gehandelt, Abraham hätte an Gott gezweifelt, er hätte ihm also nicht vollkommen vertraut bzw. geglaubt (Jak 2,21). Denn wenn man an jemanden glaubt, dann vertraut man ihm auch.

Laßt uns Jesus mit ganzem Herzen nachfolgen, so daß wir die Krone des Lebens empfangen (Jak 1,12). Laßt uns nicht lau sein, denn Jesus sagte in der Offenbarung des Johannes:

12 Und siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeden so zu vergelten, wie sein Werk sein wird. 13 Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte. 14 Glückselig sind, die seine Gebote tun, damit sie Anrecht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen können. (Off 22,12‑14)

Zusammenfassung

Das Mosaische Gesetz muß nicht befolgt werden, aber wir sollen uns nicht mit Götzendienst verunreinigen, kein Blut und auch kein Fleisch essen, das nicht vollständig ausgeblutet ist, sowie keine Unzucht treiben. Unzucht sind insbesondere Ehebruch, Ehescheidung, Sex vor der Ehe, Sex während der Menstruation, Sex unter Männern, Sex mit Verwandten (Inzest) und Sex mit Tieren.

Unser Tun und unsere Gedanken sollten wir aber nicht nur nach diesen Geboten ausrichten, sondern Gott suchen, seinen Willen erforschen und tun. Laßt uns das tun, was er sich wünscht und wonach er sich sehnt.

Für uns gilt nicht das Arbeitsverbot am Sabbat gemäß des Mosaischen Gesetzes, aber wir sollten Gott fragen, wie wir den „heiligen Tag des HERRN“ (Jes 58,13), also den Sabbat, heiligen sollten. Sogar Gott hat vorbildhaft am siebten Tag geruht. Wie andere Festtage wird der Sabbat auch in Zukunft von göttlicher Bedeutung sein. Uns ist ein besonderer Segen verheißen, wenn wir ihn mit Freude halten, nämlich insbesondere (i) Freude am HERRN zu bekommen und damit intime Gemeinschaft mit ihm und (ii) Stärke und (iii) wir bekommen, was unser Herz begehrt! Der Sonntag ist im Ursprung ein heidnischer Tag und dessen Heiligung entspricht nicht Gottes Willen.

Es ist uns zwar nicht verboten, Schweinefleisch oder andere unreine Tiere zu essen, aber wir würden ein Greuel in Gottes Augen begehen. Stattdessen sollten wir Gott verherrlichen mit unserem Körper, der ein Tempel des Heiligen Geistes ist.

Wir müssen auch nicht den Zehnten spenden, sollten Gott aber mit unserem Besitz und den Erstlingen unseres Einkommens ehren sowie Arme und Gottes Diener unterstützen.

Uns sollte stets bewußt sein, daß wir nicht durch unser Tun gerecht werden, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus. Wir sollten das gesamte Wort Gottes studieren (Ps 119,160) und uns von Gott seine Gebote und seinen Willen in unser Herz schreiben lassen und danach leben. Wir sollten also Täter des Wortes sein; denn der Glaube ohne Werke ist tot.

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